Planet der Affen: Prevolution :: Regie: Rupert Wyatt

Erstaunlich spannendes und subtiles Prequel zum oft parodierten Sci-Fi-Fantasy-Klassiker "Planet der Affen"

Das weite Feld zwischen Science-Fiction und Fantasy wurde schon immer von Fans geliebt und von manchem Kritiker verachtet. Auf das Genre transzendierende Klassiker wie Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ kann man sich natürlich einigen. Doch schon bei kommerziell enorm erfolgreichen Reihen wie „Star Wars“ und „Star Trek“, „Alien“ und „Terminator“ scheiden sich die Geister. Auch wenn sie als Teil der Popkultur jedem Kind bekannt sind und das Kino technisch und ästhetisch entscheidend geprägt haben. Als Blockbuster, die Hunderte Millionen kosten und Milliarden einspielen, sind sie aus den Multiplexen nicht wegzudenken. Franklin J. Schaffners „Planet der Affen“ von 1968 wird schon seit Jahrzehnten belächelt und zugleich – das spricht für seinen Einfluss – zigfach parodiert. Auf den ersten Blick ein utopischer Western und auch so geplant gewesen, leitete er eine Phase pessimistischer Science-Fiction-Filme ein, die Klassiker wie „Andromeda“ oder „Lautlos im Weltraum“ hervorbrachte. Drehbuchautor Michael Wilson („Lawrence von Arabien“), der während der McCarthy-Ära in Hollywood auf der schwarzen Liste stand, unterlegte die Action-Story mit allegorischen Szenen für das ethische Dilemma der Menschheit.

Der gestrandete, gefangene und gequälte Astronaut, der wegen einer Verletzung nicht sprechen kann, sieht sich selbst in den herrschenden Affen, die ihn wie ein Tier betrachten. Die Intoleranz, religiöse Absolutheit und das Ringen um humanistische Ideale spiegeln die damaligen Rassenunruhen und Proteste gegen den Vietnamkrieg in Amerika wider. Die letzte Szene, in der Charlton Heston mit den Worten „Was habt Ihr getan?“ vor der umgestürzten Freiheitsstatue in die Knie sinkt, bleibt einer der unvergesslichen Momente der Kinogeschichte.

Den kommerziellen Erfolg bewirkten natürlich das Spektakel und die gruselige Faszination für die Affenmasken. An die politische Dimension konnten oder wollten die vier Fortsetzungen bis 1973 aber nicht anknüpfen. Auch Tim Burton scheiterte 2001 mit einem Remake daran, die gesellschaftskritischen Elemente zu aktualisieren, und langweilte zudem. Obwohl die Ankündigung eines Prequels also nichts Gutes verhieß, ist dem Briten Rupert Wyatt („The Escapist“) überraschenderweise eine ebenso spannende wie subtile Interpretation des Originals gelungen. Denn die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver, die schon für den Monsterfilm „Das Relikt“ originelle Pointen fanden, thematisieren ganz universell den Gedanken, der hinter dem Terminus vom Menschenaffen steht.

Der junge Wissenschaftler Will (James Franco) arbeitet an dem genetischen Wirkstoff ALZ-112, der seinen an Alzheimer leidenden Vater Charles (John Lithgow) heilen soll. Das Mittel steigert bei einer Schimpansin deutlich die Hirnleistung. Doch als sie in Panik gerät, wird sie erschossen und das Projekt eingestellt. Sie hinterlässt jedoch ein Junges, das ihre Intelligenz geerbt hat. Caesar (Andy Serkis) wächst behütet bei Will auf, erkennt aber bald, dass er kaum mehr gilt als ein Hund. Als Will gezwungen wird, ihn in ein Tierheim für Primaten zu geben, führt Caesar seine Artgenossen aus den Käfigen in einen Freiheitskampf gegen ihre Peiniger.

Der Affe ist hier der bessere Mensch, ein Messias, der mit seiner noch unschuldigen Klugheit für die Würde streitet. Mit demselben kategorischen Nein, mit dem er sich einem sadistischen Wärter widersetzt, verhindert er auch das Töten eines Polizisten. Serkis gibt zudem durch die Performance-Capture-Technik seinem Charakter ein menschliches Antlitz und Emotionen, die einen zutiefst berühren. Trotz grandioser Actionszenen hat Wyatt eine Tragödie inszeniert, die mit der einstigen Hippie-Hochburg San Francisco und der Golden Gate Bridge als leidvollem Schicksalsweg ins Paradies starke Symbolik aufweist. (Fox)

Extras

Audiokommentare von Regisseur und Drehbuchautoren, weitere Szenen, Features über Technik, Musik und Affen. In einer Doppelbox auch mit dem Original-Film.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates