Red Hot & Rio; Ethno Punk; Najma Forbidden Kiss :: Motor; EMI; Shanachie/Koch
Motor 3,5 ETHNO PUNK EM 4,0 NAJMA FOIBIDBEN KISS Shanachie – Koch Nennen wie sie also Weltmusik, die heimatlosen Hybriden, die bei der Verschmelzung weit von einander entfernter regionaler Stile entstehen. Schließlich ahnt man in den Songs die globale Betriebsamkeit, die ihrer Entstehung vorausgegangen sein muß: nämlich Plattenkäufe in fernen Ländern, Treffen mit anderssprachigen Musikern, Kommunikation via Internet oder gar Interkontinentalreisen. Gerade in Sachen Reisespesen dürften sich bei der Arbeit an Jted Hot 6″ Rio“ enorme Kosten angesammelt haben. Musiker wie Sting, PM Dawn, David Byrne und andere spielen hier in teilweise bizarren Paarungen neue Versionen klassischer Brasil-Hits. Stilistisch wird dabei alles aufgeboten, was zur Zeitmassenkompatibel ist: von Mainstream (George Michael) über Trip Hop (Everything But The Girl) bis zu Qubsoul (Incognito mit Omar und Ana Caram). Mehr ab leicht verdauliche und ebenso leicht verderbliche Golden-Toast-Ästhetik bieten aber nur wenige: Ryuichi Sakamoto, Caetano Veloso und Cesaria Evora scheitern wenigstens großartig mit einer irren Elektronik-Nummer. Stereolab und Herbie Mann erfreuen mit einem hypnotischen Track, der allerdings mehr mit den Hight Llamas als mit Brasilien zu tun hat. Ganz und gar überzeugen schließlich nur Gilberto GH und Bebel Gilberto. Aber das sind eben Brasilianer. Die Compilation ,£thno Punk“ kann mit keinem einzigen großen Namen auftrumpfen, überwältigt dafür aber mit konsequent irrwitzigen Musik-Mixturen: Da überrascht Yehuda Poliker aus Israel mit Nah-Ost-New-Wave, Den Fule verbindet die Folklore ihrer Heimat Schweden mit Rock-Elementen, die aus New York stammende irische Kapelle Black 47 sorgt mit Irish-FoUc-HipHop für eine ganz neue Stilrichtung, die französische Band Mano Negra beweist mit einem arabisch inspirierten Hochgeschwindigkeits-Track ihre Brillanz, und Ciu Jan zeigt, wie in China zu Volksliedern gerockt wird. Dies alles und mehr ist so atemlos, begeistert und aufregend, daß es an der Motivation der Musiker keinen Zweifel gibt: Die mögen Musik! So etwas macht man nicht für Geld – das macht man, weil man es will! Ahnlich verhält es sich wohl auch mit „Forbidden Kiss“. Die indischstämmige englische Sängerin Najma Akthar (Gesang) und die drei Amerikaner Chris Rael (Arrangements Rock-Instrumente), Jonathan Feinberg (Percussion) und Brian Woodbury (Orchester-Arrangements) spielen Songs des indischen Filmkomponisten R. D. Burman. Den meist coüagenhaften Stücken wird mit rasenden indischen Percussion, Funk- und Surf-Gitarren sowie Streicher- und Bläsersätzen ein ganz eigenes Sound-Gewand gestrickt, das sich von allen gängigen indo-europäischen Klang-Klischees abhebt, dabei aber eingängig poppig bleibt und bisweilen ins Easy-Listening-hafte treibt. Dennoch darf man annehmen, daß sich die Gruppe nicht wesentlich von den Originalen entfernt hat. Indische Filmmusik ist oft eine Hybrid-Musik, Stil-Collagen sind alltäglich: Wenn der Song an Agentenfilm-Musik der 60er Jahre erinnert, kann man davon ausgehen, daß dazu irgendwann ein indischer Cinemascope-Agent die ^felt gerettet hat. Vermutlich vor den Engländern. Peter Lau