Replays 1 von Franz Schöler

Klanglich gegenüber den frühen CD-Remakes deutlich verbessert, liegen die letzten drei noch ausstehenden PINK FLOYD-Titel jetzt ebenfalls als Remaster vor: die Soundtracks zu „Obscured By Clouds“ (EMI 835609 2,2,0) und „More“ (8356312, 3,0) sowie die „Relics“ Compilation (835603 2, 3,5). Letztere leider phantasielos in der Original-Zusammenstellung. Dabei hätte man sich wirklich der Floyd-Fans erbarmen können und die nicht genutzte halbe Stunde Speicherkapazität mit den restlichen frühen Singles „auffüllen“ dürfen. Komplett gibt’s die leider nur in dem sündhaft teuren „Shine On“-Box-Set: als Bonus-CD für den betuchteren Zeitgenossen und Syd-Barrett-Fan!

Die sagenumwobenen Anfänge von JASON RINGENBERG Und seinen NASHVILLE SCORCHERS dokumentiert „Reckless Country Soul“ (Rough Trade Import 3784127 2), das neben der gleichnamigen Debüt-EP – die absurderweise von knisternder Single überspielt ist! die bislang unveröffentlichten Sun-Sessions des „Cowpunk“-Quartetts und eine Cover-Version von Willie Nelsons „Hello Walls“ enthält Bedauerlicherweise findet man hier trotz Spielzeit von gerade mal einer halben Stunde – nicht das seinerzeit im ROLLINGSTONE mit vier Sternen gefeierte Mini-LP-Debüt „Fervor“ mit der denkwürdigen Version von Dylans „Absolutely Sweet Marie“. Apropos Single: Die überspielte man – echte Kuhdung-Pressung vielleicht der größeren Authentizität wegen?! 3,0

Die Anfänge wie auch das Ende einer der berühmtesten Rock-Gruppen legt ihre Plattenfirma jetzt klangtechnisch gründlich renoviert – vor. Die Spätwerke „Bark“ und „Lotig John Silver“ von JEFFERSON airplane (RCA 6366574-2 und 6366800-2/beide via ARIS) gibt es jetzt überhaupt erstmals als CD, und in beiden Fällen macht Wiederhören viel Freude. Was der heimliche Superstar der Gruppe – Jorma Kaukonen an der Gitarre – da alles an instrumentalen Finessen bot, war schon phänomenal. Das gilt ungeschmälert auch für das jetzt neu als Remaster vorliegende Airplane-Album „Bless Its Pointed Little Head“ (RCA 6366801-2), ohne Zweifel immer noch eine der besten Live-Platten überhaupt. 3,5 bzw. 4,5 („Bless…“)

Dasselbe Tontechniker-Team, das „Surrealistic Pillow“ so vorzüglich von den Original-Bändern neu überspielte, tat eben das nun auch bei/mit Jefferson Airplane Takes Off“ (RCA 6366797 2), dem noch mit Sängerin Signe Toly Anderson eingespielten Debüt, das extrem von der Folk-Begeisterung des jungen Sextetts geprägt war. Die deutsche „Midprice“-CD, von drittklassigem Rausche-Band übernommen, klingt dagegen richtig „alt“. Amüsant bis lächerlich ist wiederum je nach Standpunkt – die Behauptung der originalen Linernotes, hier handle es sich doch um einen „jet age sound“. 3,5

Konsequenz: Auf dem Cover von „After Bathing At Baxter’s“, ebenfalls als Remaster/Remake vorgelegt (RCA 6366798-2), sah man ein klappriges Propellerflugzeug, das sich über eine schwarzweiße Konsumwüste erhebt und wegfliegt. Mittlerweile klingt der Experimental-Pop so viele Captain Beefheartund Zappa-Platten später nicht annähernd so sperrig, wie das verschreckte Airplane-Fans damals empfanden. 4,0 Entschieden sophistischer als die Soul-Brüder bei Motown, Stax/Volt oder Atlantic verstanden es CURTIS MAYFIELD und die IMPRESSIONS, ihre Botschaften auch für weiße Ohren einschmeichelnder zu verpacken. Vergleichbare Finesse in den Arrangements erreichten ein Marvin Gaye, Smokey Robinson oder Thom Bell erst Jahre später. „Freddie’s Dead“ und der „Superfly“-Soundtrack machten Mayfield zum Superstar. Heute gilt der seit Jahren Gelähmte auch weißen Kollegen als eines der meistbewunderten Allround-PopmusikGenies seiner Generation. Das MCA-Doppel-Set von 1992 hatte nur die Jahre bis 1977 dokumentiert. Jetzt liegt mit der Rhino-Box „People Get Ready! The Curtis Mayfield Story“ (R2 72262) die wohl definitive Retrospektive seiner Karriere vor. 4,5

Nach „The Who Sell Out“ hat PETE TOWNSHEND jetzt konsequent seine Tonleute auch das magnum opus „Tommy“ komplett neu von den originalen Mehrspur-Bändern abmischen lassen (Polydor 531 043-2). Und das Ergebnis fiel noch überzeugender aus als im Fall von „Seil Out“] Da ist nämlich die vom ursprünglichen Stereo-Originalmix produzierte US-CD klanglich immer noch einen Tick besser als der leicht „softe“ Remix von Jon Asdey. Weshalb die Amis „Tommy“ zunächst eigentlich gar nicht in der neuen Abmischung wiederveröffenuichen wollten! Asdey hat nicht nur diverse, nachträglich auffallige Mängel des Analog-Mix ausgemerzt, sondern die transparente, fulminante und durch ihren voluminösen Hard-Rock-Sound faszinierende Abmischung optimal ausbalanciert. Da war Herr Tbwnshend – wie auch vom kommenden „Quadrophenia“-Remix – doch sehr beeindruckt bis begeistert! 5,0

In vielen Fällen konnte Tonmeister Geoff Emerick bei der Arbeit für Volume 2 der BEATLES „Anthology“ (Apple 834448 2) gar nicht anders, als von den diversen Takes der archivierten Aufnahmen aus dem Material gänzlich neue Abmischungen zu produzieren. Mit dem Resultat, daß man nach „Yellow Submarine“ auf der „Real Love“-Single auch einige der berühmtesten Pop/Rock-Songs aller Zeiten etwa „Penny Lane“ und „Lucy In die Sky With Diamonds“, „Lady Madonna“, „A Day In The Life“ – in absolut neuen Remixes hört, wie es sie zuvor auch noch nie auf irgendwelchen Boodegs gab. „I’m The Walrus“ bekommt man als den legendären Basis-Track, noch nicht von George Martin orchestriert. Aufnahmen wie „Taxman“ oder „Across The Universe“ als frühe Alternativ-Takes, „Norwegian Wood“ leider „zensiert“ um Lennons „falsche Anfänge“, die sich auf Bootlegs so hübsch anhörten – und diesmal garantiert alles in besserer Klangqualität als je auf den wunderbaren „Ultra Rare Trax“. 4,5

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