Replays 1 von Franz Schöler

Lange war es aus allen internationalen Katalogen gestrichen. Jetzt gibt es das ideal zur Jahreszeit passende Album „Endless Summer“ gleich zweimal, nämlich als ordinären „Silberling“ (Capitol CDP 746467-2/1RS) und für den dickeren Geldbeutel als goldbedampftes Plättchen (Dunhill Compact Classics GZS-1076/in-akustik). Dem „20 Good Vibrations“-Verschnitt zum Trotz, den Capitol kürzlich vorlegte, ist diese Doppel-LP-auf-Einzel-CD von allen kompakten BEACH BOYS-Retrospektiven thematisch wie artistisch die beste – nebenbei auch deswegen, weil sie im Zweifelsfall die echten Stereo-Mixes bietet. 4,0

In derselben Qualität gibt es als Japan-Spezialität eine Kompilation, bei der durchweg der Ober-Beach Boy der Sänger ist: „In My Room – Brian Wilson Sings“ (EMI-Toshiba/ IRS) präsentiert in fabelhafter Klangtechnik rarere Ware aus den frühen Jahren, darunter ein Demo-Take von „Good Vibrations“. 4,0

Lieder für alle Jahreszeiten bietet die 3-CD-Box „Hi Times: The Hi Records R&B Years“ (DemonT-2-30584/TIS), nämlich dreieinviertel Sunden Memphis-Soul von einigen der Allerbesten wie AL GREEN und OTIS CLAV, SYL JOHNSON, ANN PEEBLES und natürlich Label-Boß WILLIE MITCHELL. Wer die bekanntesten Aufnahmen der besagten Hi Records-Stars schon hat, sollte dieses 3er-Set ähnlich wie im Fall der „Chess Rhythm & RoW-Box – mal auf die weniger populären Interpreten hin durchforsten: Manche der Aufnahmen von Arnos Patton, Don Bryant oder O. V. Wright hier sind unter Wert gehandelte oder zu Unrecht vergessene Soul-Klassiker. 4,0

Komplett verschollen war bis zum letzten Jahr das Band, auf dem der Auftritt der BAND bei dem mit 600 000 Besuchern größten Rock-Festival aller Zeiten konserviert worden war. Wks immer davon – abspielbar erhalten – zufällig wiederentdeckt wurde, gibt es neuerdings erstmalig unter dem Titel „Live At Watkins Glen“(Capitol CDP 831742-2). Bei relativ bescheidener Tontechnik ist dieser Mitschnitt für Band-Freaks wie auch Dylanologen vor allem wegen Garth Hudson in Hochform und Aufnahmen wie der von Stevie Wonders, „Loving You Is Sweeter Than Ever“ interessant. Was den Repertoire-Wert der CD drastisch reduziert: Die herausragenden Teile des Konzerts sind längst auf der 3er-Box „Across The Great Divide“ zu hören. Das isses denn auch! 3,0

Die lebenden Pop-Neutöner wie auch die Nachlaßverwalter der schon gestorbenen lassen sich nicht lumpen und bringen ihr musikalisches Erbe in restaurierten, teilweise dramatisch gegenüber den Vinyl-Fassungen verbesserten CD-Vfersionen neuerlich heraus. Von den RESIDENTS etwa gibt es nach deren hübsch als Doppel-Digipack aufgemachtem – 70er-Jahre-Meisterstück „Duck Stab/Buster & Glen“ (4,0) jetzt auch das berühmtberüchtigte „Commercial Album“ von 1980, mit dem die Kult-Truppe künftige Produktionstechniken um Jahre vorwegnahm. Natürlich entrauscht und in der Neufassung von der Gruppe abgesegnet Teilweise noch weit drastischer sind die Unterschiede im Fall der jetzt ein weiteres Mal komplett für CD überarbeitet vorgelegten Aufnahmen von FRANK ZAPPA (alle Rykodisc, über Rough Trade Import). So blieb „Lumpy Gntvy“ beispielsweise (RCD 10504) – was den Geldbeutel denn doch etwas strapaziert – nicht wie zuvor gekoppelt mit „We‘ re Only In It For The Money“, weil der bekanntermaßen geschäftstüchtige Workaholic vor seinem Ableben verfügte, daß die Aufnahmen in die ursprüngliche Repertoire-Gestalt zurückversetzt werden sollten. Dafür ist diese Remaster-Fassung vom Ur-Band exzellent neu entzerrt und mit Maximalpegel überspielt. In Fällen wie „Mot Rats“ (RCD 10508) änderte Zappa klangtechnisch überhaupt nichts. Dagegen kommt das genannte „We’re Only In It..“ (RCD 10503) nunmehr als kompletter Remix letzter Hand. Nachgeborene Zappa-Freaks zu beschenken, dürfte schon deswegen nicht schwer sein, weil bei der neuen CD-Edition die Original-Artwork der LPs so weit wie möglich übernommen wurde. Und klanglich sind das im Zweifelsfall auch die definitiven Fassungen. Insgesamt 47 CDs! Also keine Einzelwertungen…

Komplett gibt es ebenfalls als Rough Trade Import jetzt die vier Platten, die JOE HENRY zwischen 1989 und 1993 eingespielt hatte. Wer damit nicht vertraut ist, sollte es mal mit seinen beiden frühen versuchen, also „Murder Of Grows“ und „Shuffletown“ (Mammoth MR0096 bzw. 0095). Mit denen qualifizierte sich dieser Joseph Lee Henry als ein Talent, das man längst noch nicht abschreiben sollte. 4,0

Was immer der New-Wave-Rokker ROBYN HITCHCOCK nach seinen Soft Boys-Jahren und vor dem A&M-Vertrag solo oder mit seinen EGYPTIANS aufgenommen hatte, gibt es jetzt auf nicht weniger als neun CDs von Oldies-Spezialist Rhino via edel/contraire-Import. Die weniger bedeutenden Solo-Werke wie „Invisible Hitchcock“ (Sequel RSACD 825) also ebenso wie die einer Neuentdekkung würdigen, 1985/86 in einer höchst schöpferischen Phase entstandenen, etwa „Gotta Lei This Hen Out!“ (RSACD 823; 4,0 ) Mehr als einmal erinnert da manches an keinen geringeren Tonschöpfer als John Lennon. Für die Fans holte Hitchcock jede Menge Bonus-Tracks aus dem Archiv. Und für Hitchcock-Spezialisten gibt es als Bonus „You & Oblivion“ (RSACD 827) mit 22 zuvor unveröffentlichten Aufnahmen. 3,5

Mehr als ein Dutzend rarer oder meist noch nie veröffentlichter Aufnahmen dürften Grund und hinreichende Legitimation für die Kompilation „Shake Your Hips“ von R&B-Meister SLIM HARPO sein (Ace CDCHD 558/TIS): Etliche seiner berühmtesten Hits („Tm A King Bee“, „Te-Ni-Nee-Ni-Nu“) fehlen hier. Dafür werden Kenner mehr als entschädigt durch die unveröffentlichte Alternativ-Version von „Baby Scratch My Back“ und andere Hochkaräter. 4,0

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