Replays 2 von Bernd Matheja

And the winner is… BEAU BRUMMELS (Taxim TX 2027/TIS), eine der besten „Comeback-Scheiben“ überhaupt! Die Sixties-Legende aus Frisco lief 1975 noch einmal zur Top-Form auf, mixte fabelhafte Beatles– und Byrds-Partikel zu einem lebendigen Folkrock-Klassiker. Mastermind Ron Elliott (voc, g) nimmt bis heute einen vorderen Rang in der US-Champions-League der Komponisten ein; ebenso die kalifornische Lerche, Sänger Sal Valentino. Daß die Warner-Haudegen Ted Templeman und Lenny Waronker produzierten, setzt dieser (limitiert goldbedampften) Pretiose das Sahnehäubchen auf: 5,0

Kult-Status genießt zehn Jahre nach dem Tod der Gitarrist TOMMY BOLIN (James Gang, Deep Purple, Zephyr, solo). „From The Archives, VoLl“ (RPM 158/Contraire) ist der Beginn einer CD-Reihe, die das unveröffendichte Werk des Amerikaners umfaßt. Hier präsentieren 13 Tracks (1971 bis 76), u.a. mit Energy, Jeremy Steig, einen Axeman, der in guten Momenten zwischen Hardrock und Fusion alles an die Wand spielte. Top: die enthaltenen Akustik-Demos, die Bolins Feinschliff offenlegen. 4,0

Beispiele dafür, daß „digitally remastered“ auch mal frei mit „Schuß ins Knie“ übersetzt werden darf, gibt’s zuhauf. Ein Glücksfall dagegen ist die Nachbearbeitung bei STEPHEN STILLS‘ gleichnamigem Solo-Debüt von 1970 (Atlantic 7567-828o9/TIS). Dem Kleinod (u.a. mit Jimi Hendrix, Eric Clapton ohne Armani) ist die Politur glänzend bekommen. Titel wie „Do For The Others“ strahlen geradezu, wirken dennoch ungebügelt Ein Ohrenschmaus, zu belohnen mit 4,5 .

Das komplette CHICAGO-Material wird ab sofort vom Astral-Label recycelt. Die ersten Stücke sind lieferbar. Herausragend: die frühere Vier-LP-Live-Sammlung (auf drei CDs, Astral 600322/Contraire) von 1971. Noch völlig sülzfrei, mit allen Highlights der Anfangsphase. Trotz des peinlichen Billigst-Booklet: 4

Für Einsteiger: der Doppelteller „Overtime“, eine opulente „Best Of-Ausgabe, die bis in die Neuzeit reicht 3,0

Viele Senioren versuchen, mit Archiv-Material Kohle skrupellos abzugreifen. Eines der bis dato positivsten Gegenbeispiele zu dieser üblichen Masche ist „Home Front Home (The Missing Album)“. Interpreten sind die hochqualitativen

HEADS, HANDS & FEET (See

For Miles C5CD 633/TIS). Eingespielt 1968, noch vor ihrem EMI-Debüt (bisher nur in Japan im Horror-Sound erschienen), und mit Saiten-Wizard Jerry Donahue als Gast, einem kongenialen Partner für den begnadeten Albert Lee. Elf Klasse-Songs von Colton/Smith, durchweg mit bandtypischem US Touch (zwei Messerspitzen Country), rundum glänzend arrangiert, interpretiert und produziert. So und nicht anders müssen echte Ausgrabungen beschaffen sein: 4,5

Ein Hammond-Hochgenuß ist „OutOf The Frying Pan “ von WYNDER K. FROG (Edsel EDCD 461/TTS) alias Mick Weaver. Englands Antwort auf Booker T. orgelt sich durch diverse Cover-Versionen (ua. „Jumping Jack Flash“, „Tequila“) und Selbstgestricktes. Assistenz: Grease Band und die Prädikats-Bläser Heckstall-Smith, Lowther 8C Mercec Produktion: Jimmy Miller. Fazit: creme de la creme, die so etwas wie „Progressive Caß Keese“ inszenierte. Dafür 4,0

„It’s All About“ von SPOOKY TOOTH existiert bereits als Grauware mit zehn Extra-Tracks. Jetzt kommt Edsel (EDCD 467/TIS) offiziell mit dem Original, das sich auf die 1968 erschienenen zehn Songs beschränkt. Zumindest die raren B-Seiten der Singles hätte man bei 37 Minuten Laufzeit wohl erwarten dürfen. Musik: 4,0 , Verbraucherfreundlichkeit 1,0

Stachelig: der CACTUS-Erstling (Atlantic 7567-80290/TIS). Vier Kämpen von Vanüla Fudge, den Amboy Dukes und Detroit Wheels auf knochentrockener Bluesrock-Tour laut, rüde, aber stets kontrolliert und ballastfrei. Fans der ersten Jeff Beck Group sind hier richtig – 3,5

Von NIRVANA (UK-Combo der Sechziger sind endlich „The Story Of Simon Simopath“ (Edsel EDCD 465, mit „Pentecost Hotel“) und „All Of Us“ (EDCD 466, mit „Rainbow Chaser“) zu haben. Light-Psychedelia von 1967/68. Makellos, verspielt, hundertprozentige Produkte ihrer Zeit – und deshalb heute spürbar gestrig. Beide 3,0 Abstriche kopplungstechnischer Natur für „The Best Of – Proud Mary“ von den CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL (Zounds 27200644 B). „Suzy Q“ auf den Part I zu reduzieren und von „I Heard It Through The Grapevine“ die Single-Fassung zu verwenden, ist schlicht daneben. Auf den verhinderten Hit „It Came Out Of The Sky“ (John Fogertys vielleicht bester Text) zu verzichten, ebenfalls. Dennoch: 24 Titel im erstklassigen Sound sind glatte 5,0 für eine der besten Bands aller Zeiten, deren eigene Hit-Single-Flut weitere erfolgsträchtige 45er (Beispiel siehe oben) blockierte. Fogerty ist von unaufhörlichen juristischen Gefechten gegen Plattenfirmen und Produzenten zermürbt, kreativ erloschen und zum Privatier konvertiert – seine Songs aber bleiben.

Gruppen gibt’s, die gibt’s gar nicht – möchte man meinen. Weil definitiv niemand mehr über sie redet. Prototypen: THREE DOG NIGHT. 21 (einundzwanzig!) ausgezeichnete Top-30-Hits in Folge ändern daran gar nichts. Gleich drei überdurchschnittliche Sänger (Danny Hutton, Cory Wells, Chuck Negron) ebensowenig. „That Aint’t The Way To Have Fun“ (Conoisseur VSOP CD 211) ruft das US-Septett in beste Erinnerung: Alle 21 Chart-Erfolge sind chronologisch verbraten, darunter „One“, „Eli’s Coming“, „Mama Told Me Not To Come“ und, und, und. Weißer, gesanglich schroffer Soul-Pop; so perfekt wie (auf völlig anderer Schiene) ABBA. Die Wieder- bzw. Neu-Entdeckung der seltsamen, erfolgreichen Außenseiter Three Dog Night lohnt in jedem Fall:4,0

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