Replays 2 von Bernd Matheja

Nachdem die Holländer GREENFIELD &. COOK genügend Searchers und Byrds inhaliert hatten, starteten sie ihre Monumental-Ausschladitung. Resultat:

hörenswerter Soft-Rock, raffiniert verpoppt. Obwohl hochkommerziell, gab es Hits nur zwischen den Tulpen. Bitter: Wenig später räumten Smokie mit der gleichen Mixtur flächendeckend ab. 14 Ohrwürmer und zwei Gurken auf „The Best Of Greenfield & Cook“ (Polydor 511010). 3,0

Zweite CD-Premiere eines Duos: „Marble-Ked“ (Polydor 523866) von den MARBLES Graham Bonnet (danach Rainbow-Sirene) und Trevor Gordon. Die „Murmeln“ das neue Cover macht „Marmor“ daraus – waren australische Zöglinge der Brüder Gibb, die auch 6 dieser 13 Tracks komponierten. Durchweg beste Pop-Ware, darunter die Hits „Only One Woman“ und „The Walls Fell Down“. Der komplette Rest aber geriet vergeigt und völlig überzuckert – schlicht ungenießbar. Mit viel Wohlwollen: 2,0

„Danke, Japan“, muß man wie so häufig sagen, wenn es um Wiederveröffentlichungen und Apokryphes geht: Dort nämlich erschien „Music Every Night“, die gesuchteste Scheibe der Pub-Rock-Zeit. Die Interpreten: BEES MAKE HONEY (EMI/Vivid VSCD-532). Extrem lockerer Rock mit Country-Einschlag, hingelegt wie im Vorübergehen. Die Grundstimmung des Londoner Kneipen-Movements, hier kompakt untergebracht auf einem einzigen Teller. Musterhaft. 4,0

Ebenfalls aus Fernost: Nach „The Rock“ und „Full House“ sind jetzt endlich auch „Once In A Blue Moon“ (mit Brinsley Schwarz) und „High Life“ (mit Allen Toussaint) von FRANKIE MILLER im CD-Format lieferbar. Der alte Schroff-Schlund ist dokumentiert unterwegs zwischen Pub-Feeling und eingeschwärztem New-Orleans-Flair (EMI/Vivid VSCD-541). 4,0

Dankenswerterweise ohne „Ma Belle Amie“ wurde „Emotion“ der niederländischen Band TEE-SET (RPM 134) konzipiert. Das Album versammelt 24 Songs, darunter sogar eine komplette Original-LP. 95 Prozent sind gutes Material und also der Beweis, daß 1966/67 R&B, Souliges und Flower- Power auch in Amsterdam und im Umland florierten. Sänger Peter Tetteroo (hier mit zwei Solo-Singles vertreten) brilliert als stimmliche Kreuzung aus Steve Winwood und Ex-Ratde Frank Dostal. 3,0

Die Gitarren-Legende DUANE EDDY versammelte ’87 eine Giganten-Combo: Steve Cropper, James Burton, John Fogerty, Ry Cooder, Paul McCartney, George Harrison und andere nahmen an der Hommage teil. „His Twangy Guitar And The Rebeis (See For Miles SEECD 417) bündelt zehn Instrumentals zwischen flau und furios, wobei letztere die Überhand behalten. Pfeffriges backing kommt von Virtuosen wie Jim Keltner, Jim Hörn, Rick Marotta und, und, und. – Eine schöne Ergänzung zu der kürzlich bei „Bear Family“ erschienenen und in dieser Zeitschrift ausfuhrlich besprochenen Sammlung von Duane-Eddy-Aufhahmen, die in Opulenz und Vollständigkeit unübertrefflich ist. 3,5

Ein guter axetnan war STEVE HOWE immer. Was er bei Yes, Asia und GRT aber abdrückte -Schwamm drüber. „MothbaUs“ (RPM 140) konzentriert sich auf Frühwerke von 1964 bis ’69 mit Bands wie Syndicats, In Crowd, Tomorrow, Canto und Bodast. Beat, R&B, Psychedelia, Rock – alles dabei, chronologisch geordnet für eingefleischte Howe-Jünger. Atmosphäre kann aber bei derartigen Buchhalter-Compilations freilich nie aufkommen. Musik-Historiker dagegen werden bestens bedient Doch Achtung: Schwankende Tonqualität trübt das Vergnügen, was bei derart raren Bonbons aber akzeptabel ist. 3,0

Zwei Titel mußten aus Kapazitätsgründen dran glauben, um „Siren“ und „Strange Locomotion“ von SIREN mit Kevin Coyne auf einer Einzel-CD unterzubringen. Diese bei Sammlern umstrittene Mediode ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß der ewig untergebutterte Krächzer mit dem erweiterten Sozialgewissen und dem Hang zur Malerei eine blendende Vorstellung abliefert. Bereits auf diesen Frühwerken gibt bluesige, folkige, bissige Hinweise darauf, was er dereinst als Solist inszenieren würde (See For Miles SEECD 413). 3,5

Bevor er zum Dauerwechsler von und zu Deep Purple mutierte, zupfte RITCHIE BLACKMORE in Dutzenden englischer Kapellen die Gitarre. Gleich 24 seiner Gastrollen sind auf „Take It! Sessions 1963/68“ (RPM 120) dokumentiert – als Original-Singles unauffindbar und im Wert eines kleinen Vermögens. Die Arbeitgeber des Gitarristen hörten auf Namen wie Silas Dooley Jr., Burr Bailey und Gunilla Thorne. Historische Benotung für diese Fundgrube mit Booklet: 3,0

Folk-Rock aus drei Jahrgängen (1969,1971,1987) präsentiert „Live At The BBC“ (Pseudonym CDP 1022) von gleich drei verschiedenen MAGNA CARTA-Besetzungen. Die englischen Unplugged-Vorväter mit einem Querschnitt durch 25 Jahre einer Karriere – ohne Höhepunkte, dafür feinstimmiger Harmoniegesang, plakatives Pikking und äußerst appetitliche Konstruktionen. Schlicht & hübsch. 3,0

Alle bisherigen CREAM-Kopplungen waren gedankenlose LP-Umhebungen: kurz und im Schauder-Klang. „The Very Best Of…“ (Polydor 523 752) nutzt die volle Spielfläche, ist exzellent ausgesucht und vom Archiv-Moos befreit. Alle Klassiker wurden untergebracht; dazu LP-Perlen wie „Sweet Wine“ mit Claptons bestem Solo, das ihn wie Jeff Beck klingen läßt, der am Starkstrom hängt. Song-Ideen wie die von Jack Bruce (Eric war drei Alben lang faul) hat es so gut wie nie mehr gegeben. Die Stimme des Weltklasse-Bassisten: pures Gold. Auch ohne sehnlichst erwartete unreleased tracks: Hierfür gibt es die Höchstnote. 5,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates