Replays 2 von Bernd Matheja
Den Fund des Monats offeriert das Schürf-Kombinat Bear Family Records (BCD 15 915): „Das war ein harter Tag: BEATLES-L/Wer auf deutsch“. 28 mega-seltene Flops von 1963 bis 70 aus den Hälsen von Didi 8C The ABC-Boys, Howard Carpendale, Knut Kiesewetter, Corry Brokken, Team Beats. Das lautete dann „Backbord ist rot und Steuerbord ist grün“ („ellow Submarine“ von Bill Ramsey), „Twist im Blut“ („Twist And Shout“/Hazy Osterwald), „Laß mich rein“ („No Reply“/Piet Lancaster). Sahnehäubchen Nr. 29/30: zwei Tribute-Songs, darunter „Zum Geburtstag wünsche ich mir einen Beatle“ von den Sweetles. Wie immer: Super-Booklet. Keine Frage: 5,0 CD-Premiere für die BIG 3 (Sequel NEMCD 755). Tim Rose, Mama Cass und James Hendricks waren Prototypen für die US-Folkszene der Frühsechziger: puristisches Klarsicht-Liedgut mit leichtem Hillbilly- oder Country-Flair, irgendwo zwischen Fairport & Mary. In unglücklichen Momenten weht den Hörer ein Hauch von Heilsarmee an. Mittelwert: 2,5 1964 beschloß ein US-Gitarrist, all das in eigener Regie neu einzuspielen, was er einem Mega-Star hatte zukommen lassen: SCOTTV MOORE, genialer Axeman auf fast allen Elvis-Hits. Mit den bekannten Presley-Assis DJ. Fontana, Bob Moore und Boots Randolph drückte er „The Guitar That Changed The World!“ (Epic 480 966/SMIS) ab: „Hound Dog“, „Heartbreak Hotel“, „That’s All Right“, „Don’t“ – Klassiker satt, Gesang nur angedeutet, Riesen-Freiräume für Maxi-Moore. Nur 28 Minuten (zwölf Titel), aber ein Genuß rundum 4,0 Eine prima Konzert-Erinnerung an eine der besten Blues-Bands Britanniens ist „Hogging The Stage“ (Receiver RRCD 207) von den GROUNDHOGS. 76 Minuten Kraft-Sound von der Bühne, mitgeschnitten 1971/72. Tony McPhee outet sich einmal mehr als ewig unterschätzter Power-Zwölftakter, qualitativ ebenbürtig mit Kollegen wie Stan Webb, Kim Simmonds oder Rory Gallagher: 3,5 Und dann sowas: Chris Farlowe, Tony Ashton, Paul Jones, Snowy White, Mike d’Abo etc. – ein Ober-Allstarteam, Anfang ’95 von Eddie Hardin versammelt, mit „Wizards Convention 2“ (edel 0029 152). Top-Solisten, gute Songs, appetitliche Umsetzung. Hätte nicht der Herr Organisator in fast jede Nummer Synthetik hineingekübelt. Geigen: Plastik. Drums: Plastik. Zurück bleibt eine Top-Crew als verzuckerter Scheiter-Haufen: 2,0 Makellos dagegen kommen als „2 on 1“ die Alben „Border Af fair“/“Naked Chili“ von LEE CLAYTON. Outlaw-Rock aus der Champions League. Claytons nöliges Gebrummel wird noch übertroffen von dem irischen Fabel-Gitarristen Philip Donnelly, der etwa auf „I Ride Alone“ oder „10 000 fcars“ einen Monumental-Angriff auf die Trommelfelle startet. Knapp 80 Minuten, „Wind And Rain“ mußte aus Platzgründen dran glauben. Trotzdem zweifelsfreie 5,0 für die Katalognummer Edsel EDCD 434. Nochmal Früh-Folk aus den Staaten, und gleich sechs der 60 (!) Tracks mit Bob Dylan an der Harmonika. CAROLYN NESTER, Jahrgang ’38, gehörte zu den Gründermüttern der Bewegung. Der Bear-Family-Doppeldecker „Dear Companion“ (BCD 15701) enthält sämtliche Aufnahmen, die für Columbia und Dot von 1961 bis 67 eingespielt wurden. Zu der Großladung bislang unveröffentlichter Takes gehört auch – Spaß muß sein – eine unglaublich mißratene Version von „Penny Lane“. Dazu ein 52seitiges Booklet mit grandioser Discographie. Klar: 4,5 JLceberg“ und „Kamikaze“, zwei Solo-Arbeiten des Man-Chefs DEKE LEONARD, wurden auf einer Doppel-CD untergebracht (BGOCD 288): Westcoast-Anleihen made in England, Blues-Rock, tolle Balladen. Und natürlich süperbes Gitarrenspiel von Leonard und Martin Ace. Dazu vier Bonus-Titel von raren Singles. Alles Baujahr 1973/74, alles glatte 4,0 wert. „Tbgether“ war 1971 ein Joint ven ture der englischen Tasten-Cracks GEORGIE FAME/ALAN PRICE (Columbia 480 792). Die Scheibe enthielt mit „Rosetta“ einen No. 11-Hit. Das Ergebnis der Zusammenarbeit war ein seltsames Konglomerat aus Jazz, R&B, Pop und Comedy, das Spuren der Ideen eines Randy Newman aufwies. Stellenweise geriet das Duo dabei an die Kitsch-Kante. Andererseits wurde mit „That’s How Strong My Love Is“ eine der interessantesten Cover-Versionen eines Songs aus dem Stones-Repertoire vorgestellt. Unterm Strich: geschmackstechnisch fragwürdig, qualitativ unangreifbar. Darum als Mischwert: 3,0 Noch ’n untergebutterter Gitarrist: BERNIE IMARSDEN (Babe Ruth, UFO, Whitesnake). 1979 entfleuchte er den Gruppen-Zwängen und gab die Solo-Alben „Look At Me Now“ (rpm 152) und ^4nd About Time, Too“ (rpm 153) zum besten. Prominente Helfershelfer: Jack Bruce, Jon Lord, Cozy Powell, Simon Phillips, Ian Pake; Cracks, die nicht mit jedem Hansel antreten. Melodischer Hard-Rock, phasenweise etwas glatt, aber von permanent guter Qualität. Top für Saiten-Freaks: 3,0 Ewige Außenseiter: das NEW YORK ROCK A ROLL ENSEM-BLE. Lichtjahre von ihrem Namen entfernt, servierten Michael Kamen 8C Co. Rock meets Classic, ausnahmsweise gut verdaulich. Auf „Reflections“ (Atlantik 7567-80635) arbeitete das Quintett 1970 mit dem griechischen Komponisten Manos Hadjidakis zusammen. Folkloristische Kammermusik ohne Überzeichnungen. 3,5 Zwischen Baum und Borke hingen BLACKFOOT SUE aus Birmingham. Sie wollten um 1973 nicht mitglittern, rutschten aber dennoch ins Kommerz-Fahrwasser jener Zeit „Nothing To Hide“ (Repertoire REP 4579) und „Strangers“ (REP 4580) mit insgesamt acht Extra-Tracks kredenzen genau diesen Schlingerkurs im Gegenwert von 2,5