REPLAYS1 :: von Franz Schöler

Zu Vinyl-Zeiten wären Kuriositäten der Rock-Ära wie die beiden LPs der BEACON STREET UNION kaum jemals wieder ausgegraben worden. Drei Jahrzehnte waren diese Platten praktisch verschollen, nachdem die Band mitsamt dem ganzen „Boss-Town Sound“-Hype von 1968 sofort wieder unterging. Dabei enthielten die zwei im gleichen Jahr publizierten LPs „The Eyes Of The Beacon Street Union“ und „The Clown Died in Marvin Gardene“ {See For Miles SEE-CD 495/TIS) neben Kopien und Plagiaten („Sportin‘ Life“ und „Baby Please Don’t Go“ werden auch auf der CD noch als Eigenkompositionen des Quintetts ausgegeben!) doch etliche höchst amüsante bis gar originelle Einfalle in Sachen Garagen-, Psychedelic- und Barock-Rock. Daß die Bänder dieser Band, zu der man selbst in dicksten Rocklexikon-Wälzern keine einzige Fußnote findet, nach all der Zeit noch so passabel erhalten blieben, ist doch erfreulich. 3,0

Pure Nostalgie diktierte die Veröffentlichungspolitik der auf 50 Titel limitierten Serie „Atlantic Original Sound“. Da ist nichts digital entrauscht, renoviert, aufpoliert oder gar neu abgemischt. Bei diesen Top-Sellern wird zum 50jährigen Firmenjubiläum ausdrücklich der LP-Sound von anno dazumal reproduziert Im Fall von Sonny und Cher, „The Beat Goes On “ (Atlantic 7567-8081-2/TIS), heißt das: Ultra-Ping-Pong-Stereo-Mixes wie man sie damals von den 3- und 4-Spur-Bändern meinte produzieren zu müssen. Für alle Originalklang-Fans, die der Vinyl-Ära nachweinen, bietet diese Serie stilgerecht auch die ursprünglichen Papphüllen (miniaturisiert natürlich, wie in Japan große Mode) und Liner Notes. Die preiswerte Serie für jeden, der für die Original-LPs nicht Liebhaberpreise zahlen mag. 3,5

Im übrigen kennt der Remix- und Remastering-Eifer bei den Firmen kaum noch Grenzen. Nach einer „goldbedampften“ sündteuren US-Remaster-Version liegt der LOU REED-Klassiker „Transformer“ (74321 60181-2) schon wieder in neuer, in London vorgenommener Hochbit-Überspielung vor: preiswert und absolut erste Wahl. Denn nie klangen „Perfect Day“, „Satellite Of Love“, das berühmte Kontrabaß-Intro zu „Walk On The Wild Side“ und die übrigen Aufnahmen phantastischer als hier. Dazu gibt’s hervorragende Liner Notes und besseres Out work. Also 4,5

Seitdem Sony den American Recordings-Katalog kaufte, gibt es die Aufnahmen der BLACK CROWES ebenfalls klanglich generalüberholt – auch als limitiertes Box Set „Sho’Nuff“ (American C5K 6571/SMIS-Import), das neben den vier mit Maximalpegel neu überspielten Original CDs als Bonus ein Live-Plättchen sowie, verteilt über die CDs, sieben sehr hübsche am PC abspielbare Videos mit exzellenter Klangtechnik bietet Wäre da nicht das in seinen Songqualitäten arg schwächelnde vierte Album, müßte man diesen Tbp-Job aller Beteiligten fraglos mit 4,0 honorieren. So dann allerdings doch nicht.

Mit den für die „Popumentary“-Serie von Repertoire üblichen 40 Aufnahmen ist das Doppel-Set „The Best Of James Gang“ (REP 4671) vielleicht doch etwas zu voluminös geraten. Andererseits ist JAMES GANG-Chef Joe Walsh mit einer generösen Auswahl von Songs der frühen Jahre präsent, und dann ist die Klangqualität dieser Remaster so unglaublich gut geraten, daß die originalen MCA-CDs dagegen regelrecht schrottig klingen! Also ein absolut konkurrenzloses Sammlerstück. 3,5

Für „The Very Best Of Dean Martin – The Capitol&Reprise Years“(Em.49-67212) hat die Erbengemeinschaft des Ende 1995 gestorbenen Sangesidols erstmals überhaupt ein gutes halbes Dutzend seiner Reprise-Aufnahmen in ordentlicher Qualität herausgebracht. Was aus DEAN MARTINs Reprise-Ära weltweit auf CDs zirkuliert, ist ausnahmslos Raubware, überspielt von Vinyl! Der Titel stimmt zwar nicht, im Gegensatz zum ambitionierten Doppel-Set „The Capitol Years“ von EMI beschränkt sich diese Auswahl von 21 Aufnahmen auf seine populärsten Hit-Singles: das Song-„Konzentrat“ für alle, die gespannt auf Scorseses Verfilmung von Nick Tosches‘ gnadenloser Biographie „Dino“ warten. 4,0

Als der Dean Martin immer bewundernde ELVIS PRESLEY 1973 in den Stax-Studios in Memphis die Aufnahmen einspielte, die jetzt unter dem Titel „Rhythm And Country -Essential Elvis Volume 5“ (RCA 07863 67672-2) erstmals veröffentlicht wurden, hatte er seinen Zenith als Sänger definitiv überschritten. Merkwürdig und irgendwie faszinierend zugleich: Diese Sessions belegen, daß der Drogen mengenweise futternde Mann seinen Job bis zum Ende absolut ernst nahm. 3,0

Immer noch einer der großen Momente der Rock-Ära: das grandiose Comeback, das Elvis 1968 mit seinem NBC-TV-Special einleitete. Ungekürzt gibt es jetzt endlich das Abend-Konzert vom 27. Juni unter dem Titel „Tiger Man“ (RCA 07863 63511-2, 4,5 , und Ende Oktober sollen unter dem Titel „Memories“ nun doch noch sämtliche Aufnahmen für das NBC-Weihnachts-Special als Doppel-CD erscheinen. Dann kommen wir natürlich darauf zurück.

Neben „The Trunsfiguration Of Blind Joe Death“ war „America“ in der Karriere des Gitarristen JOHN FAHEY ein alles überragendes Album. In welchem Maße, kann man erst jetzt so recht ermessen. Denn mit der Wiederveröffentlichung auf CD (Takoma CDTAK 8903/contraire) erscheinen nun erstmals überhaupt auch jene neun Aufnahmen dieser Sessions, die 1971 ins Archiv verbannt wurden, weil die Firma eine Doppel-LP für so gut wie unverkäuflich hielt. Dabei waren die „unterschlagenen“ 40 Minuten Musik eine wahre „tour de force“ auch an virtuosem Spiel: der Gitarrist auf wirklich schwindelerregender Höhe seiner Kunst bei Cover-Versionen von Traditionals wie auch Blues-Klassikern von Charlie Fatton und Skip James. Die Liner Notes behaupten, derselbe Fahey, der eine ganze „Schule“ von Gitarristen begründete, müsse den nötigen Lebensunterhalt heute als Computer-Programmierer in New York verdienen. Kaum zu fassen. 5,0

Mit 118 Aufnahmen und über fünf Stunden Spieldauer fast schon zu umfangreich geraten ist die CD-Neuauflage der berühmten „Nuggets“-Doppel-LP von 1972. Siehe zu diesem einzigartigen Sammlerstück jedoch die Ausführungen von Jörg Gülden, der ihm seine „Nuggets“-Rubrik widmet.

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