Replays1 :: von Franz Schöler

Der einzige richtig fette Scheck, den „MISSIS-SIPPI“ FRED McDO-WELL je für seine Musik erhielt, kam von den Rolling Stones. Die hatten sein Gospel-Lied „You Gotta Move“ ohne den Komponisten zu nennen! auf dem Album „Sticky Fingers“ veröffentlicht Und so sah der alte Mann kurz vor seinem Tod erstmals richtig Geld für einen seiner Songs. Von Alan Lomax 1959 „entdeckt“, hatte das Delta-Blues-Original in den letzten Lebensjahren noch ausgedehnte Tourneen machen und ein gutes Dutzend Platten aufnehmen können. Die wichtigsten neben den Atlantic- und Arhoolie-LPs entstanden während der zwei Tage dauernden Session vom November 1969 in einem Studio in Jackson, Mississippi. Neun der Aufnahmen veröffentlichte Capitol sofort, die restlichen erschienen mit dem berühmt gewordenen Foto von Baron Wolman als Cover: Blues-Veteran mit Zigarre – Jahre später auf dem Antüles-Album „SomebodyKeeps Calling Me“. Unter

dem programmatischen Titel ,I

Do Not Play No Rock’n’Roll“ gibt es die Sessions erstmals als Doppel-CD (Capitol 833919-2). Und zwar komplett bis auf drei Aufnahmen. Unverständlicherweise fehlt nämlich auch der McDowell-Evergreen „Shake ‚Em On Down“, für den wiederum Led Zeppelin dem krebskranken Gitarristen eine Menge Geld hätten schicken dürfen. Ersatzweise bietet das Set alltn Fans (zu denen notorisch auch Leo Kottke und Bonnie Raitt zählten) immerhin drei vormals unveröffentlichte Outtakes der Sessions. Und das alles in mehr als ordentlicher Überspielqualität. 4,0

Was die drei von Chris Strachwitz produzierten Arhoolie-CDs „Mississippi Delta Blues“ (CD 303), „Good Morning Little School Girl“ (CD 424) und „This Ain’t No Rock’n’Roll“‚ (CD 441, alle über FMS-Import) angeht, gehören die auch wegen ihres historischen Ranges in jede ernstzunehmende Blues-Kollektion. 4,0

Apropos fetter Scheck: Das Album mit dem Song, für den NICK LÖWE mehr als eine Million Dollar an Tantiemen kassierte („What’s So Funny About Peace, Love and Understanding“), nur weil der irgendwo im Soundtrack des Megasellers „The Bodyguard“ auftauchte, findet man endlich – generös als „twofer“ gekoppelt mit dem Live-Album .flervous On The Road“ auf einer randvollen Einzel-CD. „The New Favourites Of Brinsley Schwarz“ (BGOCD 289/TIS) ist eine der besten Ensemble-Leistungen dieser anfangs vielgeschmähten Pub-Rock-Legende. Der widerfuhr spät, aber nicht zu spät, doch noch Gerechtigkeit: Inzwischen nämlich liegt das Gesamtwerk von BRINSLEY SCHWARZ tatsächlich „versilbert“ vor. 3,5

Was bei den CARS auch der Fall ist. Ob man deren Original-CDs allerdings – das Debüt ausgenommen – alle braucht, bezweifelt vermutlich sogar der selbstkritische Ric Ocasek. Das hübsch aufgemachte Doppel-Set „Just What I Needed- The Cars Anthology“ (Elektra 034 973 506-2) bietet getreu dem Titel des Hits alles, was man braucht: neben den Ohrwürmern auch die Klasse-Songs, die das Quintett zu einer der erfolgreichsten New-Wave-Bands machten. Und für den Sammler außerdem ein paar Demos und Outtakes dazu. Weil Bill Inglot und sein Tonmann Dan Hersch in diesem Fall ihrer Mono-Manie wirklich keinen freien Lauf lassen konnten, ist die Überspielqualität hier auch noch (geringfügig) besser als bei den Einzel-CDs! 4,0

Als einer der Großen galt lange Jahre unter den Kollegen von der Country-Zunft als Songschreiber TOM T. HALL. Wieso, belegen knapp zwei Dutzend Aufnahmen der auf einer CD zusammengefaßten „Greatest Hits Volumes I & H“ (Mercury810 462-2/IMS). 3,0 Empfehlenswert ist allerdings in jedem Fall das Box-Set „Storyteller, Post, Philosopher“ (Mercury 526 992-2/IMS). Das bietet anstelle solch sentimentaler wie erfolgreicher Nichtigkeiten ä la „Country Is“ oder „I Love“ eine qualitativ strengere Auslese aus seinen besten Jahren. Das mit dem Dichter und gar Philosophen im Titel sei mal dahingestellt Und wer Leo Kottkes wunderbare Aufnahme von „Pamela Brown“ oder andere Cover-Versionen kennt, weiß natürlich: Tom T. Hall war nicht unbedingt der größte Interpret der eigenen Songs. Aber zweifellos einer der besten Geschichtenerzähler in diesem Genre. 4,0

Gerechtigkeit wollten die Rhino-Leute vermutlich einer Pop-Legende widerfahren lassen, die vor 30 und mehr Jahren Hits in Serie aufnahm, dann aber so elendiglich „zeitgeistig“ allen Trends nachlief, daß selbst die vielen Kollegen, die ihn wegen seiner vielseitigen Qualitäten bewundert hatten, an ihm zu zweifeln begannen. Als Teenie-Idol („Dream Lover“) und Rock’n’Roller („Splish Splash“, „Queen of the Hop“) machte er eine genauso überzeugende Figur wie als brillanter Show-Entertainer mit „Mack The Knife“ ganze neun Wochen an der Spitze der Hitparaden. Aber als BOBBY DARIN den Folkie und Hippie zu mimte (wohl weil er den in sich entdeckt zu haben glaubte), begann sein Stern zu sinken. Schade. „As Long As I’m Singing – The Bobby Darin Collection“ (Rhino R2 72206) dokumentiert in großzügiger „Best Of-Auslese als 4-CD-Box-Set-Rückblick in Text und Ton ganz vorzüglich seine komplette Karriere. Und weil er während derselben mehrfach die Plattenfirma wechselte, ist dieses Set bei uns nur über Direkt-Importeure erhältlich. 3,5

Der Nachlaß der SMITHEREENS – gut zwei Dutzend Aufnahmen: Outtakes, EP- und Promo-Tracks, B-Seiten von Singles, Live-Mitschnitte (etwa von „You Really Got Me“ mit den Kinks!) und Raritäten aller Art – sind in der Summe amüsanter und unterhaltsamer als so manches angeblich „bedeutende“ neue Werk gerade „angesagter“ Bands. Entgegen dem merkwürdigen B-Movie-Titel ist „Attack Of The Smithereens“ (Capitol CDP 832247-2) alles andere als der dräuende Schund! Und obendrein auch noch hervorragend überspielt. 3,5

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