Richard Kämmerlings :: Das kurze Glück der Gegenwart
Natürlich ist der Untertitel „Deutschsparchige Literatur seit ’89“ eine Anmaßung, so wie jede Literaturgeschichte, ja jede noch so kurze Rezension, die uns sagen will, was gut und richtig ist. Selbstverständlich darf man daran herummäkeln, dass die Lyrik außen vor bleibt, dass Namen wie Lutz Seiler oder Kathrin Röggla mit keiner Silbe erwähnt, während kleinere Lichter wie Charlotte Roche oder Rocko Schamoni zumindest im Vorbeigehen gestreift werden.
Der Literaturkritiker Richard Kämmerlings macht keinen Hehl daraus, dass sich sein Resümee der Gegenwartsliteratur der letzten 20 Jahre, angelegt als autobiografisch erzählendes Sachbuch, zu einem Gutteil auch dem subjektiven Geschmacksurteil verdankt. Etwas mehr darüber, welche literarischen Qualitätsmerkmale seiner Ansicht nach einen großen Roman von einem durchschnittlichen unterscheiden, hätte man freilich schon gern erfahren.
Dennoch ist „Das kurze Glück der Gegenwart“ ein gutes, kurzweiliges und lesenswertes Buch. Nicht nur, weil es den Widerspruch herausfordert und durchweg nachvollziehbare Argumente liefert, sondern vor allem, weil es eine Diskussion darüber anstoßen könnte, was Literatur zu leisten imstande ist.
(Klett-Cotta, 16,95 Euro)