Robert Francis :: Strangers In The First Place
Dunkle Lieder, große Lyrik: Francis orientiert sich sehr an Cohen
Wenn einer einmal ein Lied wie „Junebug“ schreibt, hat er seinen Erfolg verdient: Robert Francis aus Kalifornien schaffte mit seinem Superhit von 2010 eine außergewöhnliche Komposition, die im Formatradio und Musikfernsehen für schöne Momente sorgte. Und das, obwohl Francis sich mit dem dazugehörigen zweiten Album („Before Nightfall“) von den großen Arrangements des Debüts verabschiedet und das Heil in einer kleinen Produktion gesucht hatte. Gute Entscheidung!
Auch auf dem dritten Album, „Strangers In The First Place“, beeindruckt Francis nicht zuletzt mit seinem Sounddesign – die weiten, doch stark abgedunkelten Kulissen, die unscharfen Klangbilder und die Mitternachtsstimmung waren schon auf „Before Nightfall“ betörend. Francis und seine Studioband (zu der neben den Schwestern auch Jim Keltner und gelegentlich Familienfreund Ry Cooder gehören) spielen mit der kalifornischen Herkunft und beweisen sich als versierte Musiker. Doch tonangebend ist natürlich der Sänger selbst, der sich diesmal deutlich – und manchmal ein bisschen überdeutlich – an Leonard Cohen orientiert. Dessen „Suzanne“ ist hier gleich mehrfach ein kompositorischer Fluchtpunkt.
Die ersten vier Lieder sind formidabel: Francis schmachtet und raunt, barmt und flüstert – ein Mann mit Geheimnis und Gefühl, der das Leben nicht auf die leichte Schulter nimmt. Das folgende Repertoire scheint hier und da ein bisschen zu wenig konturiert – jedenfalls die Musik. Francis‘ Texte, allesamt als Gedichte entstanden und erst im Nachgang vertont, sind die Lektüre auf jeden Fall wert. (Membran/Sony) Jörn Schlüter
Beste Songs: „Tunnels“, „Some Things Never Change“