Ron Sexsmith – Other Songs :: INTERSCOPE/ARIS

Wer gleich mit der Tür ins Haus fällt, der hat es bekanntlich schwer. Die Last eines grandiosen Debüts zu schultern gelingt den wenigsten. Als Ronald Eldon Sexsmith, so der volle Name des Mannes aus Toronto, zur Mitte dieses zur Neige gehenden Jahrzehnts mit „Ron Sexsmith“ seinen Einstand gab, waren die schönsten Vergleiche gerade gut genug: Elvis Costello, der melodischen Finesse wegen, die er scheinbar so mühelos herbeizauberte; Tim Hanün, der herzerweichenden Stimme wegen, die ein biegsames Instrument der A-Klasse (sie!) darstellt; Ray Davies, der subtilen Beobachtungsgabe wegen, mit der das Alltägliche unprätentiös aufgesogen wurde; und nicht zuletzt Leonard Cohen, dessen „Heart With No Companion“ Sexsmith so interpretierte, als gehöre dies zu seinen leichtesten Übungen.

Und nun? Und nun legt dieser gentle giant ein zweites Album vot das keinen Deut schlechter dasteht als das erste. „Other Songs“ ist ein Nirwana der wohltemperierten Melancholie – pittoresker Jung- und Gesundbrunnen auf vertrautem Terrain. Und klingt doch kaum geschmäcklerisch oder larmoyant Lakonisch, oft gar wundersam beherrscht, aber gewiß nicht gleichgültig besingt der Babyface-Kanadier irgendwie unwirkliche Blondinen (die dann doch auf den harten Boden der Tatsachen prallen) und Clowns fern der Manege; Friedhöfe und sich selbst als den „Average Joe“ on tour; Vergänglichkeit und Wiederkehr, das Fremdsein in der eigenen Haut („At Different Times“) und fatale, eben deshalb unumgängliche Fehlentscheidungen, denn: „from this no future, only tomorrows“ („Nothing Good“). Time flies? Das auch. Aber viel öfter scheint sie doch stehenzubleiben, einem zähen Kontinuum gleich, „while you’re waiting for the love to return to her eyes“. Während sich „Thinly Veiled Disguise“ als Initiations-Poesie für alle empfiehlt, die Zynismus ablehnen.

Produzent Mitchell Froom hat, wie schon bei dem Debüt, ganze Arbeit geleistet. Was des öfteren natürlich heißt, nicht ganz so viel zu tun. Und wo’s dann doch mal ein paar Pfund mehr sein dürfen (Bläser! klingelnde Gitarren-Kaskaden! Pop!), agiert er so geschickt an der Grenze zur Überproduktion, daß sich Fülle und Transparenz gleichsam gegenseitig zu durchdringen scheinen.

Daß ein opus magnum wie „Other Songs“ bisher im Import-Dienst „versauert“ (womit nichts gegen den Import-Dienst gesagt sei), ist natürlich traurig. Und eine Schande für die verantwortliche Firma dazu.

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