roots :: VON JÖRG FEYER Mighty Mo Rodgers Blues IsMyWailing Wall (BLUE T H U M B / U N I V E R S A L )
Wissenschaftliche Arbeit und künstlerischer Ausdruck müssen sich nicht in die Quere kommen, wie die Vita dieses Stax-Fans aus Indiana nahelegt. Mighty Mo alias Maurice Rodgers produzierte 1973 Sonny Terry und Brownie McGhee („Sonny And Brownie“), studierte Philosophie, arbeitete nebenher als Verlags-Songschreiber und machte sich schlaue Gedanken über „Blues as Metaphysical Blues“ (so der Titel seiner Diplom-These). Auf „Blues Is My Wailing Wall“ fließt im Idealfall, in Stücken wie „Took Away The Drum“, „Tuskegee Blues“ und „No Dough“, beides ineinander – intellektuelle Durchdringung und emotionale Reflexion des Sujets. Purefun nicht zu vergessen („Gone Fishin*“). Und ’ne ziemlich tolle, soulig-verschliffene Stimme hat der Mann auch noch, selbst wenn er nicht explizit „(Bring Back) Sweet Soul Music“ fordert. Ein BluesAlbum für alle, die eigentlich schon keine Blues-Alben mehr hören mögen.
3,5
OaleWatson
People I »e Known, Places I ve Been (IN-AKUSTIK) Seine jüngste Tochter taufte er Dalynn Cash (nach Loretta und Johnny), den Sony-Deal in Nashville lehnte er ab, weil die seine Band nicht ins Studio lassen wollten: Dem Tolle(n)-Texaner aus Pasadena ist es nach wie vor verdammt ernst mit real country, auch wenn er nach wie vor verdammt viel Spaß damit hat „People Fve Known_“ ist eine liebevolle Hommage geworden an all die Louies und Charlies und Dons in den standhaften Honky Tonks dieser Welt, denen ein herzhaftes boomchicka-boom immer noch mehr zu Herzen geht als Shania Twains Bauchnabel. Auch Bruno aus dem Münchner Rattlesnake Saloon wird gewürdigt („Rattlesnake Train“). Ehrensache, dass nur ein Song über der magischen 3-Minuten-Grenze liegt. Von „England To Texas“ braucht’s halt etwas länger. Gut, dass Watson seine etatmäßige Band mit ins Studio bringen durfte. Das hat Würde und Größe. 4,0
Stavin Chain
Stavin’Chain (ruf rec.i Aus Alabama bzw. Connecticut kommend ließen Grayson Capps und John Lawrence Uni schnell Uni sein, um sich ganz der Musik hinzugeben, was in New Orleans zweifellos leichter fällt als anderswo. Produziert von John Mooney kultiviert das Duo in bester Crescent City-Traditionen einen robusten, individuellen Sound. Der hat gewiss „die Eier des Blues“ (Capps), vergisst darüber aber nicht, eine gute (Akustik-)Geschichte zu erzählen („Ike“). Lawrence bringt dabei die Slide- und Dobro-Freunde auf Touren – im mächtig rollenden „Bible“ sogar gemeinsam mit Mooney. Einzig die Latin-Referenz „El Guapo“ wirkt ein wenig deplatziert 3,0
HedDirt Rangers
Rangers Command (LAZr SO B /IM PORT) Als „back-porch friendly roots music“ wird das neue Werk des Okie-Quintetts gleich vier verschiedenen US-Radio-Formaten anempfohlen. Dass dabei so mancher Platitüde zum Trotz („Times Have Changed“) kein beliebiger Mischmasch herauskommt, hat viel mit der behenden Stilsicherheit zu tun, die die Hüter der roten Erde selbst durch flotten Western-Swing („Hey Whattaya Mean“) und schwermütige Bluegrass-Harmonies („The Day The Mandolin Died“) trägt Das Ergebnis ist in jedem Fall ein Sound, der von Alt-Country fast ebenso weit entfernt ist wie von der Music Row in Nashville. Und „Cadillac Eight“, die Vertonung eines Woody-Guthrie-Texts, hätte sich auch auf „Mermaid Avenue“ nicht blamiert. 3,0
Coco Montoya Suspicior) (EDEL CONTRAIRE)
Von seinen Ex-Arbeitgebern Albert Collins und John May all hat sich der Kalifornier aus Santa Monica hinreichend emanzipiert – und doch hinterlassen auf seinem vierten Solo-Album und Alligator-Debüt nicht zuletzt die feurige Collins-Hommage „Get bur Business Straight“ und der innige Nachruf „Nothing But Love“ den nachhaltigsten Eindruck. Mit Produzent Jim Gaines lugt Montoya auf „Suspicion“ inzwischen fest standesgemäß nach New Orleans und Memphis hinüber, und Bläser dürfen natürlich auch nicht fehlen. 2,5