Rosanne Cash – The Anthology 1979-96
Ihr Ariola-Debüt zierten hübsche Fotos von Didi Zill. Art Director Manfred Vormstein war für die Gestaltung des aufwendigen Klapp-Covers verantwortlich. Begleitet wurde sie unter anderem von den Gitarristen Siggi Schwab, Mats Björklund und Frank Baum. George Jones‚J’m Ragged, But I’m Right“ sang sie allemal stilvoller, als das irgendwelche DSDS-Probanden je getan hätten. So übel war auch ihre Interpretation von John Fogertys „Feelin‘ Blue“ nicht mal. Nur wie der Autor des Lexikon-Eintrags zu Rosanne Cash in der „Guinness Encyclopedia Of Popular Music“ darauf kam, daß sie – damals eine kleine Weile in London lebend – schwer vom Punk-Ethos beeinflußt gewesen sei, ist mysteriös. Sie selber bezeichnete die LP später als nur „horrible“.
Deswegen findet man auf dieser Retrospektive auch nicht eine einzige Aufnahme von derselben. Das ist mit 21 Aufnahmen auch so nur ein knappes „Very Best Of-Destillat, das den Werdegang der zunächst nicht über die Maßen talentierten Tochter eines ausgesprochen bekannten Sängers zum Country-ldol aus eigenem Recht dokumentiert. Dieselbe, die schließlich für ihr autobiographisch reflektierendes Meisterwerk „Interiors“ allerorten gepriesen wurde, um sich letzthin zu einer etwas mehr Poporientierten Vertreterin der Singer/Songwriter-Zunft zu entwickeln.
Es half anfangs schon sehr, daß sie im Dunstkreis von Emmylou Harris‚ Hot Band und mit Rodney Crowell ganz besonders zu arbeiten beginnen durfte. Erst einmal mit dem verheiratet, war sie – in den Bergen bei Los Angeles ein trautes Familienleben führend – nicht dem in diesem Genre üblichen kommerziellen Druck ausgesetzt. Daß sie wirklich zur Vorhut einer „Neo-Country“-Bewegung gehörte, ist eher zweifelhaft. Mitte der 80er Jahre hatte sie – geschrieben unter anderem vom Ehemann, aber auch von ausgesprochen begabten Autoren wie Tom Petty und John Hiatt – Hits gleich in Serie. Im Fall von „The Way We Make A Broken Heart“ hatte das zwar nicht ganz die Klasse der Aufnahmen von Ry Cooder oder dem damals von demselben in schweren Zeiten auch als Arbeitgeber protegierten Hiatt selber. Aber die Country-Gemeinde machte das zur Nr. 1. „Tennessee Fiat Top Box“ von Vater Johnny und „Runaway Train“ dito.
Die beste Single war damals das mit Hank DeVito komponierte „If You Change Your Mind“ – Ohrwurm-Stoff von demselben Kaliber, das den Kollegen Albert Lee schon vorher inspiriert hatte, einige von DeVitos hochkarätigen Songs für seine Solo-Platten aufzunehmen. Rodney Crowell blieb der bewährte Produzent. Von seinem Bestseller „Diamonds & Dirt“ stammt das hier zu hörende Duett „It’s Such A Small World“. Gerade mal zwei Kostproben gibt es von „Interiors“, von ihren letzten beiden Platten nicht eine einzige, dafür aber ihre wunderschöne Aufnahme von Joni Mitchells „River“ (1995 für das „Spirit of ’73 – Rock For Choice“-Projekt aufgenommen) und ihre Deutung des alten Drifters-Hits „I Count The Tears“ vom Doc-Pomus-Tribut-Album „Till The Night Is Gone“. Aus der Tochter, der es zwischenzeitlich für Jahre die Stimme völlig verschlug (daher ihre komplette Studio-Abstinenz von 1996 bis zum 2003 veröffentlichten „Rules Of Travel“) ist ja doch noch was geworden. Nur geht ihr die Familie weiter entschieden vor der Karriere.