Roy Buchanan – Roy Buchanan/Second Album – Aus dem Nachlass des „besten unbekannten Gitarristen der Welt“ :: BGO/EDEL CONTRAIRE

Er zählte zwar nie zu den Großen, aber musikalisch war er ein Gigant. Roy Buchanan, der Sohn eines Predigers aus Arkansas, wuchs in Bakersfield/Kalifornien auf. Er sah eher wie ein bärtiger Buchhalter aus und bewegte sich auf der Bühne wie ein tapsiger Teddy. Aber er konnte Gitarre spielen, dass einem die Tränen kamen. Größen wie Jeff Beck und Mick Taylor nennen ihn noch heute als einen ihrer wichtigsten Einflüsse.

Nicht zu vergessen Robbie Robertson, dem Buchanan bei Ronnie Hawkins & The Hawks den Gitarren-Feinschliff verpasste. Weitere Stationen des immens fleißigen, aber unglaublich bescheidenen Gitarristen waren u. a. Dale Hawkins, Johnny Otis, Frankie Avalon, Eddie Cochran und die Coasters.

Buchanan, der bereits im zarten Alter von neun Jahren die Steel Guitar beherrschte, nahm zwar 1957 mit „My Babe“ seine erste Single auf, veröffentlichte aber erst 1971 mit „Roy Buchanan“ sein Album-Debüt, denn 1962 hatte er sich ganz aus dem Musikgeschäft zurückgezogen und sich mehr schlecht als recht als Filmstar versucht. Kritiker feierten das Album in den höchsten Tönen, speziell Buchanans Adaption des C&W-Standards „Sweet Dreams“, aber verkaufen tat es sich so gut wie gar nicht, ein Schicksal, das 1973 auch der LP „Second Album“ beschieden war. Nicht umsonst hatte ihn der ROLLING STONE bereits 1971 als „the best unknown guitarist in the world“ bezeichnet.

Und dann tat Buchanan noch etwas für Rockfans schier Unfassbares; er lehnte die Offerte der Stones ab, als Nachfolger für den verstorbenen Brian Jones einzusteigen. Anders als bei einem anderen Kandidaten, dem Bottleneck-Experten Ry Cooder nämlich, endete die Karriere – wenn auch wesentlich später – tragisch: Buchanan, der Country und Blues mit seiner Telecaster wie kein Zweiter beherrschte, beging 1988 nach der Verhaftung wegen Alkohols am Steuer in seiner Gefängniszelle Selbstmord. Wahrlich absurd – und gar nicht Rock’n’Roll.

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