Roy Orbison :: Black & White Night/Very Best Of
Legendärer Auftritt von 1987 mit Costello, Waits, Springsteen
Im September 1987 trat eine Gruppe von Bewunderern, die hier „friends“ genannt werden, mit dem großen Mann auf. Orbison hatte mit dem Album „Mystery Girl“ noch einmal Rückenwind bekommen, doch seine Hinfälligkeit blieb nicht verborgen, so schön schwarzweiß die Filmaufnahmen (für ein Video) auch sind. T Bone Burnett, k.d. lang, Tom Waits, Bruce Springsteen, Bonnie Raitt, Jackson Browne und Elvis Costello begleiteten Orbison bei diesen Sessions, und während es ein eindrucksvolles Stelldichein ist, wenn man den Film sieht, so kann man beim Hören die Beiträge nur ahnen. Die Setlist verrät nichts über Mitwirkende. Springsteen singt von links ins Mikrofon, Costello schrummt im Hintergrund (sonnenbebrillt und sitzend) auf der Akustischen, Waits hext wuschelig am Keyboard, der „musikalische Leiter“, T Bone Burnett, ist fast unsichtbar. Auf CD ganz und gar. Der Rest macht „Schubidubdu“. Die harte Arbeit erledigen Ron Tutt, Jerry Scheff und James Burton, Elvis‘ Männer also.
Dem Gschaftlhuber Costello gelanges, sein Stück „The Comedians“ einzuschmuggeln, das Orbison als Miniatur-Operette mit Streichern anlegt – eine erstaunliche Metamporphose im Vergleich mit Costellos vitriolischer Version von 1984. „Only The Lonely“, „Blue Bayou“ und „Crying“ verfehlen nicht ihre Wirkung, Fred Neils „Candy Man“ wirkt hier wie ein Selbstporträt des Sängers. „Oh, Pretty Woman“, das drei Jahre später, nach der Filmschnulze mit Julia Roberts, Orbisons postume Renaissance einläutete, fungiert als Rausschmeißer. Dass kaum einer der berühmten Musiker außerhalb des Background-Chors mitsingt, ist eine immanente Ironie, denn allenfalls k.d. lang hätte konkurrenzfähig croonen können. Bob Dylan beschrieb Orbisons hohen Gesang als den eines „professionellen Kriminellen“: Man müsse sein Auto „von einer Klippe fahren“.
Das „Very Best Of“ (2,5) zum 70. Geburtstag ist wiederum ein Projekt der emsigen Witwe und lässt für Nachgeborene keinen Wunsch offen. Ein Box-Set darf es bei Roy Orbison aber schon sein. Zur Einführung werden wir immerhin mit Liner Notes von Chet Flippo verwöhnt – man muss sich auch über die kleinen Dinge freuen.