Santana :: Shaman
Viele Gäste, wenig Ideen: Der Gitarrist will wieder die Welt heilen.
Erst „Supernatural“, jetzt „Shaman“ – Carlos Santana sieht sich gern als Mittler zwischen den Welten. Seine Musik soll Geister wecken, Licht spenden, Mut machen. Bestimmt meint er das ganz ernst, aber wer diese Songs hört, fragt sich doch: „Shaman“? „Scharlatan“ wohl eher.
Santanas Erfolgsrezept ist so einfach wie billig: Suche dir ein Dutzend Stars, die singen können. Dazu ein paar Kollegen, die dir Songs schreiben. Nimm ihre (mehr oder weniger großen) Talente und lege deinen Gitarrensound darüber, ob er nun dazu passt oder nicht. Hauptsache, es klingt nach Santana! Und das tut es, bis zur Schmerzgrenze.
Am akzeptabelsten sind noch die Stücke von Rob Thomas (Matchbox Twenty), der zwar für Musiq die Kitsch-Keule rausholt („Nothing At All“), aber für Seal das recht charmante „You Are My Kind“ schrieb. Dann geht’s munter durcheinander: Michelle Branch macht aus „The Game Of Love“ einen netten, belanglosen Popsong. Macy Gray versucht verzweifelt,“Amore (Sexo)“ ein bisschen Erotik einzuhauchen.
Aber Santana ist nicht sexy, das geht bei so viel Spiritualität wohl nicht. Der Pragmatismus reicht allerdings, um im Booklet ganz nebenbei noch Carlos-Schuhe, Carlos-Hüte, Carlos-Kerzen und Carlos-Postkarten zu verkaufen. Gleichzeitig wirbt er für seine Milagro-Stiftung – und dankt Gott und der Welt. So repetiv wie die Danksagungen, die mehrfach „deepest gratitude“, „love and admiration“ offerieren, sind die Songs.
Natürlich gibt es all die unterschiedlichen Stimmen, und zwischen P.O.D. und Dido auch sonst nicht viele Ähnlichkeiten. Aber Santana gniedelt wirklich jedes Mal auf die gleiche Weise dazwischen. Und die meisten Musiker haben anscheinend beschlossen, ihm dann gleich typische Santana-Songs zu schreiben. Chad Kroeger, bei Nickelback schon kein Meister der Liedkunst, langweilt einen mit dem uninspirierten „Why Don’t You & I“, aber das dicke Ende kommt noch: Placido Domingo. Dann reicht’s. Genug geheilt. Das letzte Räucherstäbchen ist verglüht, der schale Geruch bleibt noch lange im Raum hängen.