Sarah Bettens – Scream

Die Solokarriere von Sarah Bettens begann auf der – chronologisch oder insgesamt? – letzten Platte von K’s Choice, ^41mostHappy“. In den Real World Studios emanzipierte sich Belgiens prominente Sängerin von den harten Riffs ihres Bruders und schrieb zur Überraschung aller plötzlich so mir nichts, dir nichts eine halbe Platte im Alleingang. Schön um das Leben trauernde Popmusik war das, zu der das sandfeine Organ der Bettens viel besser passte als zum kruden Rock-Riff.

Nun ist ja im Moment schwer zu sagen, ob Schluss ist mit der Geschwistermusik oder bloß eine Kreativpause eingelegt wird. Jedenfalls dachte man: Wenn Sarah Bettens erst ganz raus ist aus dem engen Rahmen des Machbaren bei K’s Choice, wird alles neu und der Einfluss der bei den Lilith Fair-Tourneen gewonnenen Freundinnen (Indigo Girls, Sarah McLachlan etc.) ganz durchschlagen.

Doch schon eine kürzlich veröffentlichte EP verblüffte mit erstaunlich konventionellen Liedern. So wie dort, stört auch auf „Screatn“ vor allem ein übertriebener Rockismus, mit dem Bettens (bzw. die Mietmusikanten dahinter) ihre kleinfuhligen Lieder unnötig aufbläht. Da ist man dann froh, das eine andere Liedgruppe zumindest dort weitermacht, wo „Almost Happy“ aufgehört hatte: das schöne Augen machende „Stay“, das lieblich schunkelnde „One Second“, das mit dem hier üblichen Selbstzweifel hantierende „Don’t Let Me Drag You Down“.

Ängstlich sei sie bei dieser Platte gewesen, sagt Bettens, weil alles so neu sei ohne die schützende Band drum herum. Mag sein, dass ein mutigerer Schritt deshalb noch nicht möglich war. Dass der aber unweigerlich kommen wird, wenn sich die hier reichlichen Potenziale entfalten und die rechten Kollaborateure zur Seite stehen, das deuten nun doch ein paar Lieder an: Das mit elaborierter Akkordik hantierende „Don’t Stop“ würde auch Aimee Mann gefallen; das zeitlupenhafte Pianolied „Turn Around* kommt endlich ohne die ärgerlich offenen Trommeln und platt sämigen Gitarren aus. Und das finale „I’m Okay“ bringt Bettens zwischen Niederlage und Versöhnung schwankendes Lebensgefuhl mit ein paar wenigen Akkorden wunderbar auf den Punkt „I don’t really wanna know how this story will unfold“, singt sie, „I can really only hope you wait until it’s told.“ Machen wir.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates