Schlechte Erziehung :: Start: 30. 9.

Er wird immer besser, ein Ende ist nicht abzusehen. Almodovar hat sich längst vom bewunderten exzentrischen Außenseiter zum bedeutendsten Regisseur aufgeschwungen, den Europa zurzeit hat. Der Oscar ab bester ausländischer Film für „Alles über meine Mutter“ hat den Spanier offenbar zu „Sprich mit ihr“ beflügelt, ausgezeichnet mit dem Oscar für das beste Drehbuch. Und wer glaubte, er könne diese Reife und Komplexität kaum noch mal wiederholen, muss sich nun voller Ehrfurcht korrigieren.

„Schlechte Erziehung“ ist ein weiteres Meisterwerk. Ein Film, in dem er mit unnachahmlicher Selbstverständlichkeit und Sinnlichkeit erregende Tragik und befreiende Komik zu einem Thriller stilisiert, der geradezu traumwandlerisch auf drei Ebenen -Gegenwart, Vergangenheit und eine fiktive Story – verknüpft.

Beim schwulen Regisseur Enrique (Fele Martinez) taucht unvermittelt ein junger Bursche (Gael Garcia Bernal) auf, der sich als Schauspieler Angel nennt und erklärt, Enriques erste Liebe Ignacio aus der Kindheit zu sein. Dann bietet er ihm ein Drehbuch an. Es handelt von dem Transvestit Zahara, der als Klosterschüler vom Padre Manolo missbraucht wurde und Jahre später den Päderasten erpresst Enrique ist fasziniert von dem Stoff und erinnert sich beim Lesen an die Zeit, als er in einem Kino mit Ignacaio erste Berührungen ausgetauscht hat. Almodovar zeigt diesen Abschnitt in malerischen, harmonischen Farben mit einem Zug ins Finstere, während der Plot um Zahara knallig, kitschig im Stil von Douglas Sirks Melodramen der Fünfziger strahlt und auch den tuntigsten Humor hat. Edles, wenn auch buntes Design bestimmt die Gegenwart von Enrique. Als sich das Labyrinth der Leidenschaft und Lügen lichtet, ein letzter Schlenker ein Verbrechen aus Obsession schildert, haben die Bilder einen schäbigen, psychopathischen Anstrich.

Raffiniert vertauscht und verwebt Almodovar die Perspektiven und Identitäten, die letztlich auf Bernal zulaufen, der hingebungsvoll in dem fabelhaften Ensemble aufspielt Almodövar hat hier ein verstörendes, berührendes Psycho-Drama gedreht, das die Heuchelei der katholischen Kirche attackiert; aber auch eine verführerisch-ironische Schimäre über das Kino, wenn sein Alter ego Enrique sagt: „Nichts ist unerotischer als ein Schauspieler, der Arbeit sucht“

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