Seal – Seal :: WEA

Alle paar Jahre kommt Sealhenry Samuel alias Seal von seinem Berg und schreibt uns Menetekel an die Wand, Botschaften von Gut und Böse, deren sakraler Humanismus Liebe einfordert und Frieden und gegenseitigen Respekt. Man hat die sonderbare Umarmung von Hingabe und Disziplin im Pop des britischen Sängers brasilianischnigerianischer Herkunft schätzen gelernt – schließlich überdauern da Lieder seit zehn Jahren die Schrecken des Formatradios, deren Ästhetik die der meisten Mitbewerber deutlich in den Schatten stellt. Teilweise ist das freilich Trevor Hörn zu verdanken: Der Klangarchitekt bringt noch jede Oberfläche zum Glänzen, und dem sanft-inbrünstigen Soul von Seal setzt sein Handwerk den Heiligenschein auf.

Auf Album Nr. IV nun geht alles eine Spur irdischer zu. Nach zwölf Jahren LA, sagt Seal, sei er zurück in die Heimat London gegangen, um die Unmittelbarkeit der Stadt in das eigene Werk zu bekommen, und entsprechend kommt ein Großteil Songs von „Seal (IV)“ weniger ätherisch daher. „Let Me Roll“, „Get It Together“, auch das sanft zum Klavier groovende „Love’s Divine“: Alles Lieder, deren direkter Dance-Soul eher auf die musikalischen Ursprünge Seals in Funk und R&B verweist als auf die Opulenz von „Kiss From A Rose“. Schade nur: Seal und Hörn geben für diese Entschlackung zu oft den zuletzt schön erarbeiteten Klangcharakter aus Programmierung und Gitarrenwärme zugunsten jener arg geglätteten 80s-Sepsis auf, die freilich Horns Markenzeichen ist.

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