Serie der Woche: „Hundertdreizehn“

Die ARD-Serie zeigt die Folgen eines Busunglücks – aus diversen Perspektiven und äußerst spannend

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Ein Bus verunglückt. Es gibt Tote, die sind leicht zu zählen. Doch wie viele (über)lebende Menschen werden durch so einen Unfall und seine Folgen nie mehr dieselben sein? Im Durchschnitt 113, sagt das Bundesverkehrsministerium. Um sechs von ihnen – Angehörige, Augenzeugen und anders Verwickelte – geht es in der Serie „Hundertdreizehn“, aber natürlich sind auch deren Schicksale mit vielen weiteren verbunden. Eine unkonventionelle Terrorspezialistin (Lia von Blarer) und ein eher schlicht wirkender, allerdings recht schlauer Polizist (Robert Stadlober) ermitteln. Die hölzerne Befragerei zieht sich durch alle Episoden, die immer dramatischer werden, je mehr man über den Fall weiß.

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Die Serie von Drehbuchautor Arndt Stüwe („Wenn das fünfte Lichtlein brennt“) und Regisseur Rick Ostermann („Wolfskinder“, „Das Haus“) setzt nicht auf schnelle Schockeffekte, sie nimmt sich Zeit für die einzelnen Handlungsstränge. Die Frau des Busfahrers (Anna Schudt) erfährt Ungeheuerliches über den Mann, den sie zu kennen glaubte – und versucht, das Beste aus den neuen Erkenntnissen zu machen, während ihre Tochter noch ganz andere Sorgen hat. Wie macht man weiter, wenn das bisherige Leben eine Lüge war? Ein scheinbar unbeteiligter Beobachter (großartig: Armin Rohde) zweifelt an seinem Verstand. Was tut man, wenn böse Vorahnungen wahr werden? Ein traumatisierter Feuerwehrmann (Max von der Groeben) kann gar nicht genug helfen. Wie schließt man Frieden mit der Machtlosigkeit?

Niemandem hier gelingt es, sich der Realität zu entziehen. Und während die einen auf der Suche nach Erklärungen sind, verzweifeln die anderen an der Sinnlosigkeit der Ereignisse – oder kapieren gar nicht, wie willkürlich sich der Tod manchmal anschleicht. Die Katastrophe auf der Straße wird zu einer Katastrophe in den Herzen – wie immer, wenn Leute aus dem Dasein herausgerissen werden. So ist „Hundertdreizehn“ am Ende eher ein Psycho-Drama als ein Krimi – und umso spannender. (WDR/ARD Mediathek)