Short Cuts

Kim Lenz & The Jaguars

The One And Only (hightone/fenn)

Die zweite Eruption des Rockabilly-Vulkans aus Dallas, Texas. Kim spuckt Lava, die Jaguars sorgen für das Beben, und die Temperatur sinkt selten unter den Siedepunkt. Produziert hat diesmal Robert Williams aka Big Sandy, der den Swing-O-Meter bis zum Anschlag aufdrehte und einen Stereo-Mix wagte, der freilich kaum als solcher wahrzunehmen ist Trotzdem geht die Abkehr von der reinen Mono-Lehre, verglichen mit dem von Wally Hersom und einem einzigen Mikro gebannten Debüt, leicht zu Lasten der Kompaktheit. Auf „The One And Only“ agiert Hersom „nur“ als Engineer, sorgt aber für eine stets authentische Einfarbung der Töne. Einzig Carl Sonny Leylands Boogie-Piano klimpert bisweilen neben statt in der Combo. Die Songs sind so klasse wie klassisch. Balladen sind auch darunter, am besten ist La Lenz indes immer noch, wenn sie den roten Ponytail kreisen lässt und scharfen Hillbiily-Bop tremoliert: „If you don’t like my peaches“, warnt sie, „don’t shake my tree.“ Wer da widersteht, muss vom anderen Ufer sein. 4,0

Leo Kottke

OneGuitar,NoVocals (private musio Fast 30 Jahre ist es her, seit Kottke von John Fahey eingeladen wurde, ein Album für Takoma Records aufzunehmen. „6& 12-String Guitar“ hieß das Resultat, ein technisch wie musikalisch so ausgereiftes Werk, dass es bis heute als GrifFVorlage dient für ambitionierte Gniedler. Kottkes Neue klingt ungleich transparenter, kristalliner, lebloser. Natürlich hat er nichts verlernt, sein Anschlag ist bald hart und rustikal wie auf „Too Fast“ oder „Snorkel“, bald leicht und linde wie auf „Retrograde“. Keine Fehler, kaum Feeling. Ein perfekter Soundtrack zum Fensterputzer!. 2,0

CannedHeat

Boogie2000 irufi Jawohl, die gibt’s auch noch. Und immer wieder. AI Wilson und Bob Hite, die dem Boogie-Klangkörper Charakter verliehen hatten, sind längst tot Was Fito de la Parra, der 1967 bei Canned Heat einstieg, nicht anficht Die „Woodstock-Legende“ wird bis zum Gehtnicht-mehr gemolken, was schade ist, denn mit neuer Identität ließe sich dieser keineswegs impotente Blues-Rock mit mehr Anstand verkaufen. Musikalisch beständig ist er allemal. Larry Taylors Licks sind zeitlos, die Stimme von Robert Lucas ist allenfalls für Blues-Novizen gewohnheitsbedürftig, nur die Texte sind überwiegend banal. Auch das hat freilich Tradition im Boogie-Gewerbe. J read the paper, 2000’s all I see“, knödelt Lucas in „Dark Clouds“, „I hope it gets better in the next Century.“ Aua.2,0 Kenny Wayne Shepherd Band Live On ( G i a n i) Dasselbe in Grün-hinter-den-Ohren. An Jugend, Energie und Traditionalisten-Attitüde mangelt es Shepherd so wenig wie an technischer Versiertheit „Der Blues“, sagte Muddy Waters einmal, nach der Essenz seiner Kunst gefragt, „ist gelebtes Leben.“ Der Erfolg von Milchbärten wie Jonny Lang, Aynsley Lister und Shepherd spricht dem Hohn, es sei denn, man lässt harte Zeiten an der Hignschool als hinreichende Erfahrung durchgehen. Und so wird halt Stevie Ray Vaughan nachgespielt und auf Hendrix-Figuren herumgeritten, ZZ Top werden zitiert und Fleetwood Macs „Oh Well“ manierlich gecovert Die Gitarren jaulen um die Wette, der Sound ist feist, und Glitterhouse-Supremo Reinhard Holstein resümiert: „Geil! Geil! Geil!“ Cheap thriüs. 2,0

Pat McDonald

Beqging Her Graces

(ULFTONE/INTERCORD)

Hart auf den Fersen seines Solo-Debüts „Sleeps With His Guitar“ kommt das konsequente SequeL Diesmal hat sich die ehemalige Timbuk-3-Hälfte mit dem Produzenten John Parish zusammengetan, der schon mit Polly Harvey vertrackte Tracks entwarf. McDonald kommt aus einer ungleich rootsigeren Ecke, doch auch hier werden Nervenenden bloßgelegt, Seelenbohrungen vorgenommen, Gänsehaut erzeugt. Und dabei geht es stets nur um unerfüllte Liebe. Uneasy listening. 3,5

WishboneAsh

Bare Bones

(CASTLE/EDEL CONTRAIRE)

Die Antithese zu den letzten beiden Ash-Alben, wo der Rock unter dem ganzen Trance-Gedöns und Techno-Getös kaum mehr auszumachen war. fjiare Bones“ ist unplugged und unaufgeregt, partiell preziös und doch durchweg eingängig. Verhaltener Folk Rock, wie er in den Siebzigern von Gruppen wie Magna Carta, Prelude oder Longdancer gepflegt wurde. Mit einem Touch Lindisfarne. Can ‚t be bad. 3,0

Show Of Hands

Anqlicana uw*mi/ef») Umgekehrt ist es bei Show Of Hands. Während Wishbone Ash ihre Rock-Songs mit Folk-Mitteln verhübschen, spielen Steve Knightley und Phil Beer ihre eher der britischen Folk-Tradition verpflichteten nicht selten mit Rock-Gusto und Pop-Genauigkeit. Die 14 Tracks sind Neuaufnahmen bewährter Live-Titel des Duos, ausgewählt von ihren zahlreichen Fans. 2,5

Long Beach Dub All Stars

Right Back (OREamworks) Es ist nicht gerade ein Phoenix, der hier aus der Asche von Sublime steigt, ein flugtüchriges Monster ist es schon. Drummer Bud Gaugh und Bassist Eric Wilson, bei Sublime eher zuständig für Punk und straighte Grooves, beerben den an Heroin krepierten Kopf der Band, Brad NowelL, indem sie sich mit ihrem Septett an jene Rcggae-Gestade begeben, wo Nowell fündig geworden war. Barrington Levy findet sich ein und der Rapper Half Pint, Dub trifft auf Mex-Mutationen und alles verschmilzt in einer urbanen, süßsauren und saftigen Stil-Melange. Import. 3,0

Dope

Felons And Revolutionaries (epic/sony) Wer bei diesem Bandnamen an gnaden- und zielloses Gegniedel denkt, liegt falsch. Zwei der Musiker heißen so mit bürgerlichem Namen. Auch das Back-Cover mit seinem Iron Maiden-Männchen weist in die Irre, obwohl sich sicher trefflich headbangen lässt zum „post-industrial metal“, wie Edsel Dope den krawalligen Freddie-Krüger-Lärm seiner Formation nennt Die Attitüde ist eher Punk, die Slogans eher aufklärerisch denn stupide. Dope macht doof? Nur die Substanz, nicht diese Berserker aus New York City. 2,0

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