Short cuts

Chester- Stop For Nothing (Day-Glo/Connected/Pias)

Tragisch, wenn man die Rolling Stones im Herzen trägt, aber in Köln leben muss. Schön, dass Chester das Beste aus der schlimmen Situation machen: Power-Pop, der wunderbar melancholisch an einen „Fine Day In The Sun“ erinnert, von Lieblingsplatten und Plastikwelten erzählt – und am Ende das ewige, beruhigende Credo beschwört: „My face is growing old/ But we will always rock it“ Nach vielen erfreulichen Singles ist das erste Chester-Album tatsächlich so gut geworden, wie zu erwarten war. 3,5

Diverse- The Worldwide Tribute To The Real Oi (I Scream)

Die Fakten sprechen für diese Compilation: Onno Cromag suchte 14 Bands zusammen, die 27 Songs ablieferten, die man sonst nirgends bekommen kann. So überzeugend wurde noch nie für Oi geworben. Mit dabei sind bekanntere Hardcore-Bands wie Sick Of It All, Kill Your Idols und Agnostic Frost, die Cock Sparrer, The Oppressed und Sham 69 Tribut zollen. Wer keine Angst vor Extremen hat und sich von Titeln wie „Ultra Violence“ und „I’m Gonna Get A Gun“ nicht gleich abschrecken lässt, bekommt einen faszinierenden Überblick über eine Musik, deren Hauptvokabular aus „Stolz, Respekt und Ehrlichkeit“ besteht, wenn man Cromag fragt 3,0

Stimilion – In And Through The Fight (Dragstar)

Wo sind eigentlich Green Day abgeblieben? Anscheinend wohnen sie jetzt in München, heißen Stimilion und singen statt mit pseudobritischem Akzent in eher bayrischem Englisch. Lustig sind sie immer noch: Pissen in „Sorry, Sold Out“ die Plattenindustrie und viel berühmtere Kollegen an, covern unverfroren, „I’LL Be There For You“, bis nichts mehr vom Pop der Rembrandts übrig bleibt, und huldigen dem Social-D-Chef in einem Song, der „Mike Ness Vs. Me“ heißt und zu dem Ergebnis kommt: „I’ll never be like Mike Ness/ Neither will I be a star.“ 3,0

Dkay.com- Decaydenz (Our Choice/Zomba)

Gott bewahre, Jürgen Engler ist zurück. Gerade als man dachte, die Krupps seien endlich beerdigt und die Menschen vom unsäglichen Industrial-Krach dieser Combo verschont. Tatsächlich konzentriert sich Engler nun, ganz Opportunist, darauf, eine andere Musikrichtung zu massakrieren. Es blubbert, zischt und daddelt und soll wohl moderner Electro-Sound sein. Aber spätestens beim Cover von U2s „Numb“ weiß man: Es ist wieder nur manierierter Müll 1,0

Diverse – The Family Values Tour 1999 (Geffen/Universal)

Limp Bizkit sind ja nicht gerade als Band der Intellektuellen und Wertkonservativen verschrien. Hits wie „Nookie“ und „Break Stuff könnten für den schlechten Ruf verantwortlich sein. Doch Sänger Fred Durst hat genaue Vorstellungen vom korrekten Familienleben: kein Alkohol, keine Drogen, keine Waffen, keine Pornografie. Und nachdem das mal im Booklet gesagt wurde, kann es losgehen mit den Live-Eindrücken der erfolgreichen Festivaltour: Korn und Filter, Primus sowie Staind liefern gelungene Beiträge zum Thema „Moderner Metal“. 3,0

Quireboys – Lost In Space (Mad Fish/Snapper)

Es war eine finstere Zeit. Die 90er Jahre waren gerade angebrochen, Nirvana noch nicht weltberühmt, Guns N‘ Roses dafür die größten Stars im Universum. Hardrock war nicht mehr innovativ, aber um so beliebter, und jede etwas bessere Bar-Band schaffte den Sprung in die Charts. Beispiel Quireboys: Spike konnte nicht singen, nur krächzen. Mehr als drei gute Songs haben die Briten nie zustande gebracht. Und doch gibt es nun ein Greatest-Hits-Album mit 20 Stücken – ab mahnendes Zeitdokument gut zu gebrauchen, ansonsten recht sinnlos. 2,0

Soundtrack – High Fidelity (Hollywood/Edel)

John Cusack hat sich selbst um die Musik gekümmert, die er in der Verfilmung von Nick Hornbys Buch hören darf. Keine leichte Aufgabe, schließlich handelt die Geschichte vornehmlich davon, was schlechter Musikgeschmack ist und warum er nicht toleriert werden kann. Doch mit Velvet Underground und den Kinks, Bob Dylan und Elvis Costello ist man auf der sicheren Seite. Ob die Beta Band und Sheila Nicholls den Test der Zeit bestehen werden? Die Antwort kennt nur der Wind. Und wahrscheinlich Nick Hornby. 3,0

Gloria Estefan – Alma Carabena (Epic/Sony)

Rundgelutscht bis fast zum Geht-nicht-mehr. Mit ihrem dritten Album in spanischer Sprache geht der Latin-Diva leider jeglicher Pep ab. Bei rhythmusschwangerer Musik wie dieser kommt ein solcher Umstand dem Todesschuss gleich. Es wird nun wirklich Zeit, dass sich die Sängerin aus den 80er Jahren verabschiedet. 1,0

Jon Secada – Better Part Of Me (550 Music/Epic/Sony)

Auch Senor Secadas neuestes Werk versinkt in einer Mischung aus Schmalz, Kitsch und überproduzierter Belanglosigkeit. Dabei sollte gerade er der als Producer von Damen wie Dion, Carey und Lopez Hits wie am Fließband bastelt es doch besser wissen. Mit dem lauen Lüftchen „Better Part Of Me“ dürfte Secada jedenfalls keine Chancen gegen führende Latino-Stars wie Marc Anthony und Ricky Martin haben. Muss er aber auch nicht mehr. 1,5

Heather Small- Proud (Arista/BMG)

M-People-Frontfrau Heather Small ist stolz darauf, dass sie mit ihrer ersten Solo-Platte einen Weg gefunden hat, ihre Reifung vom singenden Backfisch zur gestandenen Frau und Mutter zu dokumentieren. Dieses Kapitel des musikalischen Entwicklungsromans der timbrelastigen Sängerin hebt sich vom erfolgsverwöhnten Dance-Pop ihrer Band durch höhere Dosen Gospel und Soul ab. Das tut allerdings der überaus geplegten Langeweile, die diese zwölf Stücke trotz des hörbar ambitionierten Gesangs von M-Woman verbreiten, nicht den geringsten Abbruch. Eine Totgeburt. 1,5

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