Short cuts

Ganz schon feist – Öffne dein Bewusstsein (Columbia/Sony)

Ganz schön relaxt klingen die Göttinger, und das haben sie sich auch ganz schön verdient. Sie lehnen sich zurück und rappen „Wir sind die Geilsten“ natürlich als Parodie auf all die Proll-Kollegen, die sich mit Getto-Attitüde und Gedisse lächerlich machen. Es geht also auch anders, lässiger – und mit lustigeren Reimen zu harmonischeren Grooves. 3,0

Diverse – New Coat Of Paint – Songs Of Tom Waits (Manifesto/EFA)

Das hat der Mann nun wirklich nicht verdient Screamin’Jay Hawkins und Lydia Lunch lässt man ja noch durchgehen, aber was der Rest der Country und Folk-Schlafmützen aus diesen grandiosen Songs macht, ist ein Verbrechen – und eine völlig neue Erfahrung. So langweilig können „Muriel“ und „Blue Skies“ also sein, wenn man sich bemüht. Danke, das haben wir nicht gewusst 1,5

Farmer Boys – The Word Is Ours (Universal/Motor)

Die Stuttgarter haben keine Angst vor Bombast, sie mögen Pathos und wichtig wirkende Songtitel, und nach zwei Platten übers Landleben und einem halben Hit (dem Cover von Depeche Modes „Never Let Me Down Again“) wollen sie es jetzt wissen: Jeder Song ist maßgeschneidert für die Zielgruppe zwischen Schweisser und Metallica, mit einem Schuss Elektronik und ein bisschen Pop. Die Welt wird ihnen damit noch nicht gehören, aber Respekt haben sie für ihr ehrliches Bekenntnis zur Pose zumindest verdient 3,0

Loretta – Goodbye (Naiv/Day-Glo/Cargo)

Songs schreiben können Loretta, und ihre Helden müssen sie gar nicht per Songtitel verraten (so „Nick Drake Party“), die hört man sowieso. Das Beste aus Pop, Folk, Country und Rock – kaum zu glauben, aber hier wird es zu einem stringenten Album zusammengefügt, ohne bemüht zu klingen. Loretta fliegen die herrlichen Melodien zu, und die melancholischen bis vorsichtig optimistischen Texte auch. Diesmal war noch Scott-Walker-Produzent Thomas J. Newton dabei, und als Gesangsverstärkung Barbara Manning und Jacobite Dave Kusworth. Hat Andreas Sauer natürlich gar nicht nötig. 4,0

U.S.Crush (Immortal/Virgin)

Beinahe ist es schon wieder cool, wenn eine Band inmitten von Modern Metal und Modern Rock und Modern Mist plötzlich wieder altmodischen Hardrock anbietet. Leider klingt es auf die Dauer aber doch öde, weil Danny Lake weder stimmlich noch songschreiberisch Akzente setzen kann. So dümpeln die Songs ohne Sinn und Zweck vor sich hin, manchmal wird ein Riff dazwischengedonnert, man wacht kurz auf- und döst gleich wieder ein. 2,0

Sunny Day Real Estate – The Rising Tide (Aris)

Mittlerweile zum Trio geschrumpft, legen die amerikanischen Emo-Vorreiter ihr viertes Studio-Album vor. Waren in den ersten Jahren der Band vor allem Hardcore- und Grunge-Einflüsse vorherrschend, präsentierten sie sich auf dem Vorgänger „How It Feels To Be Something On“ stellenweise so mellow, dass auch Verehrer von Radiohead oder Travis daran Gefallen hätten finden können. Wenn diese große Anstrengung auf breiterer Ebene wahrgenommen worden wäre. Da mutet es beinahe wie ein Treppenwitz an, dass „The Rising Tide“ hier zu Lande vorerst nur auf Importwegen erhältlich sein wird. Auf diesem 50-minütigen Monolithen gelingt es dem Trio tatsächlich, die Symbiose aus wohltuender Traurigkeit und kaum zu ertragender Intensität noch einmal zu sublimieren. Immer noch geisterhaft und bedrohlich, doch gleichzeitig die reine Schönheit Und mit Sicherheit der Zenit. 4,0

St. Germain – Tourist (EMI)

Fünf Jahre ist es her, seit sein Debüt „Boulevard“ gebührende Anerkennung ernten konnte. Auf „Tourist“ sucht St Germain alias Ludovic Navarre nun wieder nach einer organischen Verbindung von hypnotisch swingenden Jazz-Loops, Blues-Samples und dezentem French-House mit lebendig improvisierenden Solisten. Dies ist ihm mit französischer Nonchalance gelungen. Der unstressige Lifestyle-Soundtrack eignet sich sowohl als Musikmöbel in sommerlichen Straßencafes als auch für aufmerksames Hören in den eigenen vier Wänden. Tres chic. 3,0

Jurassic 5 – Ouality Control (Motor Music)

Ihr Debüt vor zwei Jahren war musikalisch eine zweite „Native Tongue“-Revolution, die Puff Daddys impertinenter Diktatur erlösend eine entspannte Old-School-Haltung entgegensetzte: Drei MCs mit Mikro, zwei DJs am Plattenspieler, ein homogener Rhythmus. Auf ihrem zweiten Album verblüffen die geschmeidig schwatzenden Dinos weitherin mit präzisem Minimalismus aus geloopten Melodiepartikeln vom Jazz und Soul, der respektvoll den Strukturen von Gang Starr, De La Soul oder denjungle Brothers folgt 4,0

Diverse – Revolution/Evolution (3P/Sony)

Zwecks Imagetransfers haben die 3p-Künstler stets auf den Platten ihrer Label-Kollegen mitgewirkt. Nun machen sie auf dieser Doppel-CD gemeinsam Marketing für sich und die Aufbauleistung von Moses Pelham. „Revolution “ ist eine Werkschau, die alte Songs der Rödelheimer Rap-Schule auflistet Auf „Evolution“ wurden die neuen Singles der nächsten Monate gepresst, darunter von Soul-Sängerinnen, die im stalleigenen Backgroundchor gesäugt wurden. Die fette Vergangenheit geht über in eine mondäne Zukunft 3,0

Soundtrack – M:-2 (Edel)

Der Lieblingssong von John Woo ist „Singing In The Rain“. Tom Cruise, meint der Regisseur, sei aber Rock’n‘ Roll. Also haben Limp Bizkit die „Mission:Impossible“-Titelmelodie von Lalo Schifrin zu einem fräsenden Stück Metal umgearbeitet und beschallen Metallica mit, „I Disappear“ dröhnend den Abspann. Dazwischen rocken Rob Zombie, die Butthole Surfers, die Foo Fighters mit Brian May (!) und andere gewohnt solide. 3,0

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