Short Cuts

Billie Myers – Vertigo (Motor)

Es beginnt mit einem Sample von „You Sexy Thing“, geht dann aber glücklicherweise nicht so schlimm weiter: eingängiger Pop mit ein bisschen Soul und Funk, eine gute Stimme und gar nicht dumme Texte. Leider hat der Produzent den Sound etwas zu glatt gebügelt 3,0

Loony – Into The Loonyverse (Connected)

Nach Chester schon die zweite Band in diesem Jahr, deren Debüt klingt, als käme es mitten aus dem Herzen Großbritanniens. Loony wohnen in Saarbrücken, lieben aber den Northern Soul und wären sie von der Insel, würden sie wahrscheinlich schon als die nächsten Muse gehandelt werden. 3,0

Centro-Matic – All The Falsest Hearts Can Try (Munich)

So soll Popmusik sein. Im Studio von Jay Farrar nahmen Centro-Matic ihre Songs auf, ohne sich unnötig viel um Produktionsaspekte zu kümmern. Was Will Johnson da geschrieben hat, klingt auch ohne Schnickschnack sehr originell. Skurrile Geschichten von Zyklopen oder Hercules, zart-melancholische bis überdreht-fröhliche Melodien – und dazu fast immer ein Augenzwinkern. Herrlich unverkrampft und doch niemals albern. 4,0

Gripsholm (Voice Of Joy)

Heike Makatsch quietscht nicht mit bei diesem Soundtrack, das ist gut. Statt dessen singt Jasmin Tabatabai (erstmals auf deutsch), und die Klezmer-Gruppe Kol Simcha arangierte die Songs zu den Tucholsky-Texten. Gewöhnungsbedürftig, aber interessant. 3,0

Che – Sounds Of Liberation (Man’s Run Records)

Die nächste Stoner-Rock-Supergruppe: zwei Männer von Kyuss, einer von Unida – das muss sich natürlich nach Wüste, Joint und verschwitzten Leibern anhören. Außerdem rockt es natürlich, wenngleich nicht ganz so zwingend wie bei Queens Of The Stone Age. 3,0

Shawn Lee – Monkey Boy (We Love You/Virgin)

Er war mit Jeff Buckley befreundet, bewundert Butt Bacharach und liebt Love genauso wie Bossa Nova und Walzer. Das Debüt des in London lebenden Amerikaners Shawn Lee ist zwangsläufig eine Mischung aus allem und gleichzeitig mit nichts zu vergleichen. Bazookas, Glockenspiel, Waschbrett dieser Mensch macht vor nichts halt. Und wie kann einer überhaupt „I wanna kill somebody“ so cool singen, dass es fast sexy klingt? Frechheit. 3,5

Gary Hoey – Money (Surfdog Records)

Eben hat Hoey noch Dan Hicks produziert, da steht er schon wieder mit eigenem Album vor der Tür. Der Gitarrist schöpft natürlich wieder aus dem Vollen, gniedelt eine wahnwitzige Version von Pink Floyds „Money“, huldigt in „Hail To Dale“ seinem Freund Dick und fühlt so wohl zwischen Hardrock-Rifls und Surf-Sounds, dass er gar keine Vocals braucht. 3,5

Land Of The Kantrie Giants (XXS Records)

„A collection of home-made songs & recordings“, eine sehr gute noch dazu. Fink und Missouri, Das Weeth Experience und Staub – wer deutschen Country kennen lernen will, sollte hier anfangen, denn so viele unterschiedliche Auslegungen von „Kantrie“ findet man nirgendwo sonst 3,5

Die Erben der Scherben – Keine Macht für Niemand (Big Pop/Virgin)

Blixa Bargeld und Schorsch Kamerun, Thomas D. und viele andere gedenken Ton Steine Scherben, indem sie deren zweites, bahnbrechendes Album neu interpretieren. Eine schwieriges Unternehmen, das manchmal scheitert (Ferris MC, bitte nicht noch mehr rauchen! Nina Hagen, endlich aufhören!), aber oft gelingt. 3,0

Orange Blue – In Love With A Dream (Edel)

Schrecklich seicht, schrecklich erfolgreich – Billig-Piano-Pop, den die Welt wohl braucht. Schade eigentlich. 1,0

Pink Martini – Sympathique (Naive/Epic/Sony)

Hier ist es, das wohl gelungenste Gemenge aus klassischen Jazzelementen und Einflüssen kubanischer Musik. Großes Gefühl, großartiger Swing und ungebrochene Lebenslust fernab jeglicher Klischees. „Sympathique“ ist ein sehr akzentuiertes, mit Herz und Seele eingespieltes Album, das Schönheit, Anmut und (manchmal frivole) Eleganz vermittelt. Wo das alles enden soll? Freie Auswahl: Sie können träumen, was für die Nacht oder das Leben klarmachen, vielleicht auch tanzen. Oder einfach zu viel Brandy trinken. Und genießen. 4,0

Creutzf eld & Jacob – Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag (Def Jam/Mercury)

Im Ruhrpott schlägt das Herz ja etwas anders. Entsprechend rau und reduziert, aber nicht weniger selbstbewusst präsentieren sich die Wittener Rapper Luke Stylewalker und Flipstar auf ihrem Debüt. Zwar werden auch hier die sogenannten „Battle Rhymes“ geschwungen, allerdings stilistisch sehr selbstständig und ausgereift. Noch dazu dürfen sich hier statt überschätzter Hamburger „Mongos“ der Berliner Krawallo Kool Savas und die beachtlichen Labelkollegen RAG in die Gästeliste eintragen.3,0

Lilium – Transmission Of All The Good-Byes (Glitterhouse/TIS)

Instrumentales von 16 Horsepower-Bassist Pascal Humbert und wahrlich keine leichte Kost. Denn wo sich Dakota Suite mit dem ebenfalls non-vokalen „Navigator’s Yard“ klar ersichtlich der Tristesse hingaben, gibt es hier keinerlei Hinweise auf Herkunft und Absicht. Wohl aber zwölf Skizzen mit viel Platz für Auslegung und Intimität. 3,0

BrightEyes – Fevers And Mirrors (Clearspot/EFA)

Der Kopf hinter Bright Eyes heißt Conor Oberst, ist gerade 20 Jahre alt und ging bis vor kurzem auf ein katholisches Internat. Dort werden Wände zur Beengung, Menschen zu Zielen. Es musste also so enden: Texte von Kindheit und verdrängter Wut werden mit elegisch-knarzigen Arrangements unterlegt und mit brüchig-energischer Stimme vorgetragen. Bemerkenswert: das akkurate Songwriting. 4,0

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