Short Cuts

Alice Cooper – Dragontown (Eagle Rock/Edel)

Auf den guten alten Alice kann man sich verlassen. Der verzichtet auf alberne Modernitäten und schöpft stattdessen auf dem 27. Album weiter seinen anscheinend unendlichen Fundus an klassischem Hardrock aus. Natürlich geht es wieder um Sex, Tod, Geld – was die Gesellschaft eben so antreibt. Zwischendurch tischt er mit „Every Woman Has A Name“ noch eine rührende Ballade auf, denn im Grund seines Herzens war Alice Cooper ja schon immer ein Frauenversteher.

Ivy – Long Distance (Nettwerk)

Wenn Adam Schlesinger nicht gerade mit Fountains Of Wayne entzückende PopAlben aufnimmt, widmet er sich Ivy. Deren Lieder klingen dank der zarten Stimme Dominique Durands viel luftiger, meistens leider auch seichter. Zudem ist das Trio dem grassierenden Coverwahn verfallen: Sie versuchen sich an „Digging Your Scene“ von den Blow Monkeys, fugen dem Original aber nichts Originelles hinzu.

Krezip – Nothing Less (WEA)

In manch unglücklichen Momenten klingt die Holländerin Jacqueline Govaert wie Sandra Nasic, aber meistens hält sie sich angenehm zurück und vertraut darauf, dass man die eher einfachen Texte auch versteht, wenn sie nicht brüllt. Ihre Band rockt dazu, wie es sich für junge Leute gehört.

Seven Mary Three – The Economy Of Sound (Edel)

Jason Ross mag immer noch eine „Grunge-Stimme“ haben, das gibt er gerne zu. Aber musikalisch haben sich 7M3 längst anderweitig orientiert, in Richtung Red House Painters und Singer/Songwritertum und vor allem bei den eher verhaltenen Rocksongs deutlich an Kontur gewonnen.

Simon Says – Shut Your Breath (Edel)

Natürlich machen sie das schon seit Jahren. Können also nichts dafür, dass sie nun zwischen ihren Kumpels von Filter, Deftones und Limp Bizkit nicht mehr auffallen werden, weil sie einfach zu einfallslos vor sich hin knüppeln. Am Ende wüten Simon Says noch gegen „Limousines & Penthouse Suites“, die von all diesen erfolgreichen Boybands und Teen-Queens bevölkert werden. Hört man da ein wenig Neid?

Kung Fu (Mercury)

Man ist ja froh, dass Christian Neander einen nicht mehr mit Selig quält, aber leider sind Kung Fu nicht viel besser. Härter zwar und grooviger, aber der nötige Gesang von Jan Lafazanoglu ist fast so nervig wie einst der von Plewka.

Ampersand – Macro (Chiller Lounge)

Fast hatte man vergessen, dass es noch möglich ist, Krach und Intelligenz zu verbinden, aber ein kleines Trio aus Bonn gibt einem wieder Hoffnung. Ampersand sind allerdings nicht nur Noise, sie bringen auch poppigere Melodiebögen unter und Sänger Christopher Schwarz schreit nicht bloß.

Die Fiesen Diven – Faster Tussicat! Kill! Kill! (Pussy)

Fünf Frontfrauen aus Hamburg machen gemeinsame Sache. Sie bündeln ihre Energien, haben aber musikalisch kaum Gemeinsamkeiten haben – und genau das macht diesen Sampler, auf der je vier Tracks der Bands zu hören sind, so unterhaltsam. Der Powerpop von Uh Baby Uh geht einem am schnellsten ins Ohr, nicht nur wegen Titeln wie „Cheap Chicks & Big Thrills“, sondern vor allem wegen Catharina Boutaris wunderbarer Stimme. Lilith Milk servieren „Electro-Groove“ mit schlauen Texten, Violetta Superstar inszeniert ihren Punk-Pop mit coolem Trash-Charme. Bei Klara Fall verbinden sich Grooves mit zärtlichem Gesang, La Vache Frontale mischen sexy Rock und Disco. Breites Spektrum, großer Spaß.

Schinderhannes – Himmelfahrt (Apostel Records)

Die Regensburger weigern sich seit Jahren, dem Klischee vom bayrischen Provinz-Stumpf-Rock zu entsprechen. Hannes Ringlstetter singt in Mundart, was ihn aber nicht davon abhält, recht unaufgeregt die universellen Fragen des Lebens zu verhandeln: Dass oben die Luft dünner ab unten is/ Schreien gsünder is als Schweigen/ Dass si die Welt net nur um tni dreht/ Kann i auf den Tod net leiden.“

Widespread Panic – Don’t Tell The Band (Sanctuary)

Konzerte der Grateful Dead-Epigonen sind der Treffpunkt für Menschen, die nicht gerne alleine kiffen. Die Platten der Hippies aus Athens sind leider immer etwas anstrengend für nüchterne Zuhörer, weil zu viele der Jam-Songs ins Nirgendwo fuhren oder gleich gar nicht richtig losgehen.

Twisted Forever (Koch Records)

Das Ansinnen allein muss gelobt werden: „A Tribute To The Legendary Twisted Sister“, Zeit wurde es. Schade nur, dass kaum eine Band es schafft, die rohe Kraft der Glam-Metal-Originale aus den 80er Jahren zu toppen. Lit und Joan Jett wagen überhaupt nichts, Chuck D versucht es immerhin mit einem Rap, was ja auch nicht so überrascht ist. Nur Motörhead, Sebastian Bach und Nine Days covern kongenial – und die lange zerstrittenen Twisted Sister reformierten sich ausnahmsweise – für eine redliche Version von AC/DCs „Sin City“.

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