Short Cuts von Jörg Feyer, Birgit Fuss & Peter Lau

Yuppie Flu At The Zoo(Home Audioworks/Community) -h/h3>

Das italienische Ensemble näselt und eiert in billigem LoFi-Ambiente, aber durchaus anrührend, zuweilen beängstigend durch Song-Trümmer amerikanischer Provenienz. Das Instrumentarium klingt nach trashigem Elektronik-Fiepen und Übungskeller. Yuppie Flu At The Zoo durften daheim schon mal im Vorprogramm von Will Oldham spielen. Charmant 3,0

Eddie Money – Ready Eddie (cmc/spv)

Der Ex-Polizist ist gerade 30 geworden, hat ein Pamela-Anderson-Lookaüke zur Frau, das ihm nicht weniger als fünf Kinder gebar und sich, wie das Info so schön formuliert, „für einen spirituellen, familienorientierten Lebensstil entschieden“. Doch ach: Freitagabend, wenn’s doch eigentlich heim zu den Lieben gehen sollte, ruft immer noch Gevatter Rock’n’Roll. Eddie antwortet mit gewohnt heiserer Stimme und gewohnt banalen Songs, in deren Titel die Wörter „Rock“ und „Go“ recht häufig vorkommen. Wer danach noch nicht genug hat von der Nachlese auf den ewigen Summer of 75, kann mit einer Bonus-Live-CD inklusive der Money-Alt-Hits „Two Tickets To Paradise“ und „Baby Hold On“ nachlegen. 1,5

Shannon Wright – Flightsafety (quarterstick/efa)

Landflucht scheint doch ein probates Mittel zu sein, wenn einem die Welt mal wieder auf den Kopf gefallen ist. Wright, Ex-Crowsdell-Sängerin, kurierte ihr Music-Biz-Trauma irgendwo in Alabama fast im multiinstrumentellen Alleingang, nur ein paar Freunde wie Joey Burns (Calexico) halfen aus. Als Resultat bleiben der Nachwelt elf konzentriert arrangierte Studien aus der „Twilight Hall“ (Songtitel) erhalten, die sich kaum in folkloristischem Einerlei erschöpfen. Alte Wunden zeigen zwar noch Wirkung, doch klingt ebenso durch, daß Shannon Wright ihren „Captain Of Quarantine“ wohl bald sitzen lassen kann. 3,5

The Silencers – Receiving (Double T/Sony)

Es gibt Bands, die gibt es immer noch, wenn auch keiner so genau weiß, warum eigentlich. Jimme (yNeül müht sich nunmehr seit 13 Jahren mit dem Nachweis, seine Silencers seien mehr als ein schnöder Simple Minds-Abklatsch. Als neueste Geheimwaffe setzt er dabei auf zwei junge, ansehnliche Frauen, Geigerin Müla und Tochter Aura. Leider wird deren Stimme, die ihrem Namen durchaus Ehre macht, nicht immer so wohldosiert und effektiv eingesetzt wie im abschließenden Pillen-Wiegenlied „Pharmaceuticals . Außerdem kommt „Receiving“ über wehe Strecken so kryptisch und Verblasen daher, als habe man eine passable Folk-Rock-Band einem Information Overload und zu vielen durchwachten Techno-Nächten ausgesetzt. 1,5

Sandy Dillon – Electric Chair (One Little Indian/ Virgin)

Viele, die gleich beim Elaborierten anfangen, landen letztlich doch beim Einfachen und Archaischen. Show some emotion (um mit Joan Armatradingzu sprechen). Tut Sandy Dillon reichlich, mit gegerbter Grabesstimme, vergraben allerdings in rostig wuchernden, doch klug reduzierten Arrangements, deren Schrottplatz-Soundästhetik wohl ziemlich bewußt an Captain Beefheart und Tom Waits anknüpft. Dillon, die mit Jazz und Klassik anfing, Symphonien komponierte und bereits zwei Alben leider nur für das Archiv produzierte, spricht von „Tbrch Songs where the woman doesn’t get burnt“ und hat zwischendurch sogar „Too Much Fun“. 4,0

Loretta – Little Do They Know That In Reality I Am

Blood On The Honky Tonk Floor – Gone Gone Gone (Naiv/Grand Harbour)

„Put On Your Stockings, Baby“ ist vielleicht nicht gerade der geeignete Spruch, um zum Ziel zu kommen. Bei Loretta allerdings ist das anders. Mit freundlicher Ironie verbindet sich hier vieles, was nicht zusammengehört: Country mit klassischem Pop, Rock mit schlauen Texten und Hammond-Orgel mit Steel Guitar. Und wirkt nicht einmal bemüht. Was Blur mit „Tender“ schafften, gelingt hier spielend bei jedem zweiten Song, wenngleich nicht ganz so perfekt Hin und wieder eifert Loretta-Kopf Andreas Sauer auch verdächtig Neil Young nach – mit Erfolg. Respekt 3,5

Lorettas Label-Kollegen Blood On The Honky Tonk Floor kommen aus Berlin, was sie leider nicht daran hindert, Country zu produzieren. Sie schrecken auch nicht vor Titeln wie „Cosmic Cowboys“ und „Contra El Demonio“ zurück. Einzig das Cover von „Raining In Memphis“ bringt Erleichterung. Besonders einfallsreich ist es zwar nicht, aber zumindest weniger klischeebehaftet als der Rest der Schlager. 2,0

Cree Summer – Street Faerie (Columbia/Sony)

Lenny Kravitz liebt Cree Summer wahrscheinlich, weil er sich selbst so toll findet und sie wie sein weibliches Pendant wirkt: Körperbemalungen, coole Frisur und viel Hippietum. Bestimmt wurden im Studio kiloweise Räucherstäbchen abgebrannt, Kerzen und Joints angezündet, und vor den Aufnahmen wurde erst einmal ein kleines Mantra gesprochen, nur so zum Aufwärmen. Dann die Musik: Kravitz spielte alle möglichen Instrumente, produzierte und arrangierte. Das kann er einwandfrei, aber er hat ja schon bei Vanessa Paradis geübt Bei „Mean Sleep“ duettiert er auch noch mit seiner Entdeckung. Ansonsten singt Summer zu den Rock-Pop-Folk-tneinetwegen-auch-ein-bißchen-Funk-Standard-Songs mit viel Inbrunst, aber wenig Variation. 2,5

Lynfield Pioneers – Free Popcorn (Matador/RTD)

Die drei Jungs von Lynfield Pioneers haben bestimmt eine interessante Plattensammlung. Auf „Free Popcam „rumpelt es jedenfalls wie bei altem Garagen-Punk oder den Beastie Boys, die Orgel erinnert an die vergessenen Blue Orchids, der Sänger Dan Cook grölt manchmal wie der Action-Dichter John Giorno, und der infernalische Gestus der Stooges ist zeitweise auch nicht fern. Neu ist das nicht, aber alles wird engagiert vorgetragen, und es gilt: Besser gut geklaut als schlecht selbstgemacht, sagte schon Platon. 3,0

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