Short cuts :: VON WOLFGANG DOEBELING

Andre Williams & The Sadies

RedDirt isonic Rendezvous) Chicago-Urgestein, Doowop-Exorzist, R 8i B-Phantom, Novelty-Soulman, Bühnen-Berserker und Hit-Produzent Andre Williams ist all das und mehr. Hier legt er Lunte an ein Pulverfass mit einer hochexplosiven Mischung aus Billy und Blues, Western & Punk. Gemeinsam mit den Sadies, ebenfalls aus Chicago und einschlägig vorbelastet in Sachen Trash-Twang-Raserei, performiert der 64-jährige Dynamo eine Reihe sinistrer Songs aus eigener Feder, covert aber auch so gern gehörte Frivolitäten wie Lefty Frizzells „1’m An Old Old Man“ und Leon Paynes beliebte Gruselnummer „Psycho“. Eddie Noack intonierte die Zwiesprache eines irrsinnnigen Mörders mit seiner entleibten Mutter seinerzeit sicher unheimlicher, doch ist die heulende, hysterische Geisterbahn-Variante von Mr. Williams nicht ohne morbiden Charme. „The Munsters“, nicht Hitchcock.

3,5

ThePopes

Holloway Boulevard (s p v) Am Anfang waren Pogue Mahone. Also: Kiss myass. Das missfiel manchen, weshalb man sich umbenannte in The Pogues. Als Shane McGowan dieselben verließ, gründete er alsbald The Popes. Und die treten nun ohne Shane an. Das heißt, nicht ganz. „Chino’s Place“ zelebriert der Zahnlose höchstselbst Der Rest aber, der ist von den Popes. Uff. Ach ja, die Musik. Die ist so, wie man sich das vorstellt Besoffene Jigs, räudige Rocker, Irish Folk mit Fussel-Punk, Cajun-Karacho und Soul-Shuffles. Und, überraschend, eine sich überschlagende Version von „Walk Tall“, vor Jahrzehnten ein Hit für Val Doonican. Ausgerechnet 2,0

Marti Brom

SnakeRanch icoofin records) Auf ihrem letzten fulminanten Album JMean!“setzte Marti Brom auf ihre Jet Tone Boys aus Texas, was dem Sound eine gewisse Patina verlieh. Auf „Snake Ranch “ lässt sich das resolute Persönchen aus St Louis von den Barnshakers aus Finnland begleiten, einer ungemein versierten Combo, die ganz ohne Anstrengung swingt und im Rockabilly genau so zu Hause ist wie in jazzigeren Gefilden. Marti pendelt vokalistisch zwischen Honky Tonk und Ballroom, ist mal Patsy Cline, dann Janis Martin oder Brenda Lee. So unbeschreiblich weiblich. 3,5 lanmcLagan TurnFaces -hypestension) Wie Ms. Brom hat Ian McLagan Austin, Texas zur Wahlheimat erkoren. Dort entstand unter der Ägide von Gurf Morlix dieses Album mit Songs, die so bodenständig sind wie stolz, selbstironisch und nicht ohne Heimweh. „Best OfBritish “ hat Mac die LP genannt, als er sie 1999 in eigener Regie veröffentlichte. Jetzt ist sie endlich auch hier zu kriegen. Rock nach Faces-Art, Soul in Stax-Manier. Ron Wood und Billy Bragg sind dabei, doch ist es stets Mac, der die Fäden zieht Ohne sich und seine Orgel jemals in den Vordergrund zu spielen. Hals off, 3,5

Robert Mctntee

Preserving The Eror (BLUE ROSE/ZOMBA) Noch ein WahltexanenMcEnteesBackground ist jedoch eher kalifornisch geprägt: Carole King und Dan Fogelberg begleitet, Kuschel-Country-Rock mit Navarro. Davon hat sich einiges aufsein erstes Sol&Album hinübergerettet, obschon die Musiker texanischer, also organischer agieren. Halb Austin traf sich im Studio, von Eric Johnson bis David Halley, die Song sind gefallig, McEntees Gesang eher unauffällig. Ein Track freilich ist herausragend: „Painted In Blue“ hat die Simplizität und melodische Stärke eines Hits. Für die Eagles. 2,5

Six.BySeven

The Closer You Get (mantra/piasi Ihr Rat ist rechtschaffen: „If you eat junk, you become junk.“ Ihr Rock ist randständig, punky und hart, gruftig und groovig. Und definitiv Anti-Pop. Chris Olleys Gesang neigt zu Vbkaldehnungen, seine episch angelegten Songs finden ihre musikalische Entsprechung in monoton bratzenden Gitarren und dumpf dröhnendem Schlagwerk. Sogar die Balladen sind wie aus Blei. Im Sextett aus Nottingham konvergieren die frühen Radiohead mit den späten Pumpkins. Kühl und klobig. 2,0

Geneva

Weather Underground – n u d e / e p i c ) Howie B und Tommy D, Halbschwergewichte in der Produzenten-Liga, sollten es richten. Es galt, dem nicht unattraktiven, aber unscheinbaren Schönklang von Geneva mehr Profil und Profitpotenzial beizubringen. Hat teilweise geklappt. „Museum Mile“ etwa tönt nun mit Grandezza, und Andrew Montgomerys tremolierende Knabenstimme hat ihre Bestimmung gefunden. Dolcissimo! 2,0

Angie Stone

Black Diamond {arista/bmgi Was in den USA derzeit unter Rhythm 86 Blues läuft, ist eigentlich Soft SouL Wogegen nicht das Geringste einzuwenden ist, solange der schwarze Süßstoff mit soviel Stü und Sangeskunst kredenzt wird. Angie Stone ist eine Anita Baker für moderne Zeiten, cooler als Lauryn Hill und tougher als Macy Gray. D Ängelo duettiert, Gladys Knight wird gesampelt, Marvin Gaye ingeniös gecovertKlassePlatte. Was allenfalls stört, ist die Dope-Hymne „Green Grass Vapours“ (mit Kifferking Lenny Kravitz), die omnipräsenten E-Pianos, und Angies Dankesbezeugungen auf dem Cover, die einen traurigen Rekord aufstellen in Jesus-Schleimerei. 3,5

Kind Of Blue

In Sight (EastwesT) Früher war der Schlager-Grand-Prix unfreiwillig bekloppt, jetzt ist er es mit voller Absicht Wo Komik war, herrscht Klamauk. Kind Of Blue wirkten bei der Ausscheidungs-Farce wie ein Fremdkörper, nicht weil ihr abbaesker, anämischer, aseptischer Beitrag gut war. Das nicht, aber eben auch nicht debiL Melodischer Rock halt, gewöhnlich, betulich, blass. 1,5

Nina Hagen

Return Of The Mother (v i r g i n >

Die übliche periodische Heimsuchung aus einem Parallel-Universum der Schlampen und Spintisierer, derselbe üble und überkandidelte Exhibitionismus aus schriller Opet; schrägem Schlager und stumpfsinnigem Rock.1,0

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