Silver Jews – The Natural Bridge

David Berman liebt die ironische Melancholie. Er gehört immerhin zu jenen Erzählern, deren subtile Betrachtungen eine verwirrende Textmagie entwickeln können. Er schreibt seine Songs wie kleine Geschichten ohne Anfang und Ende. Ein Satz, den er aufschnappt, ein Ort, der ihm gerade durch den Kopf geht, ein Name, ein Wort, eine Situation, die das Band zum Laufen bringt. Die Entscheidung „between a pair of Black and a pair of brown shoes“ bringt ihn auf allerlei traurigen Gedanken und nach Abschweifungen zu der Erkenntnis „but a lonely man can’t make a move if he can’t even bring himself to choose between a pair of black and a pair of brown shoes.“

Daß es sich dabei um ein wunderschön zurückgenommen Country-Epos mit kräftiger Piano-Unterstützung dreht, ist kaum verwunderlich. Denn David Berman ist Musiker und die Silver Jews seine Band. Kein Ton wird übertrieben, man widmet sich geruhsamen Akkorden und bewegt sich in seelenbaumelnder Atmosphäre. Weitgehend akustisch und auf Harmonie bedacht, konzentrieren sich die Musiker auf die hohe Kunst der Reduktion. Wenn auch nicht in der in sich geschlossenen Art von Seelenverwandten wie Smog oder Souled American. Lärmige Passagen, wie sie noch auf dem phantastisch zerklüfteten Debüt „Starlite Walker“ zu finden sind, wurden hier völlig weggelassen.

Was den Genuß von „The Natural Bridge“ jedoch in gar keiner Weise Im Gegenteil – zurückgelehnt, beschwingt und bluesig verhält sich die Musik, wie ein goldener Oktober zu einem beschissenen Sommer: verspätete Leichtigkeit mit einer schmerzlichen Süße im Geschmack und bleierner Schwere in den Beinen. Berman raunzt mehr als er singt und verbindet den monotonen Sprechgesang eines Lou Reed perfekt mit den dunklen, warmen Tönen von Leonard Cohen.

Aber gleichzeitig bricht sich diese Ähnlichkeit in der Ironie, im Wortspiel und im verstimmen Unterton. Ob personifizierte Städte („Dallas“), versteckte Liebeslieder („Pretty Eyes“) oder Lebensweisheiten in Zufallszeilen („The trucker says it’s good to be free, says he knows lots of folks who agree“): Berman findet immer das richtige Wort, um einen großartigen Song zu schreiben.

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