Simian Mobile Disco – Attack Decay Sustain Release :: Acid-Sounds, Techno – oder Nu-Rave? Auf jeden Fall partytauglich
Scheiß-Autorenschaft, ist doch heute eh fast alles geklaut. James Ford und Jas Shaw alias Simian Mobile Disco, kurz SMD, waren eine Hälfte der britischen Elektro-Pop-Band Simian. Deren 2002er Album „Wt Are Tour Friends“ hatte, im Unterschied zum eher leisen Debüt „Chemistry Is What We Are“ , ja auch schon dieses untergründige Bollern. Doch meistens fand sich noch eine hinreißende Melodie, die das Stampfen des Beat lieblichumrahtnte. „When I Go“ und „La Breeze“ kennt man deswegen auch aus der TV-Werbung, „Never Be Alone“ eroberte im Justice-Remix auch die Clubs.
Zugunsten des DJ-Prinzips haben SMD nun das Songwriting aufgegeben und schwingen dafür auf „Attack Decay Sustain Release“ hemmungslos die Peitsche der Erinnerung: Dreckig brutzelnde Acid-Sounds haben sie ausgegraben, 15 Jahre alte Rave-Sirenen und Bässe, die einem wie der Leibhaftige in die Eingeweide fahren. So wie früher, als DJ Hype und Doc Scott noch die Drum’n’Bass-Kids zum Veitstanz verführten. Es gibt lupenreinen Techno, wie „Sleep Deprivation“, der aber nicht
so ernst und kunstbeflissen ist, wie heute üblich, sondern kraftvoll und verspielt, wie Anfang der Neunziger im Frank‘ furter „Omen“. Und da James Ford nicht nur das aktuelle Album der Arctic Monkeys produziert hat, sondern auch das Debüt der Klaxons, muss man sich natürlich auch die Frage stellen: Ist das jetzt womöglich dieser Nu-Rave, von dem alle reden? Ja, wahrscheinlich, in Ermanglung anderer Kandidaten.
„Hustler“, mit der tollen Stimme der Rapperin/Sängerin Char Johnson, erschütterte bereits im letzten Jahr die Tanzflure, Ghetto-Tech heißt das wohl unter Experten. Doch das Schöne an SMD: Sie machen ihre Musik nicht für die distinguierten Kenner, sondern für Menschen die tanzen wollen. „Tits 6? Acid“ ist genau das: Lustige analoge Geräusche – Attack, Decay, Sustain und Release steht übrigens auf den Reglern alter Synthesizer – und ein atemloser Robotnik-Beat lassen die Brüste fliegen und die rotgeränderten Augen überlaufen. Lediglich das ruhige letzte Stück „Scott“ fällt ein wenig aus dem Rahmen des Party-Monster-Mix. Shaun und Bez hätten an „Attack Sustain Delay Release“ bestimmt ihren Spaß.