Smokey Robinson – Time Flies When You’re Having Fun

Ohne Modernismen, mit vielen Gasten: Souveränster R&B

Smokey Robinson scheint verdammt viel Spaß gehabt zu haben, während die Jahre dahingeflogen sind, so jungbrunnenhaft wie er jetzt auf dem Cover von „Time Flies…“ daherlacht. Doch den Spaß eines neuen Albums nach zig Jahren kann sich selbst die ehemalige Motown-Gallionsfigur – und der Songschreiber des Labels schlechthin wohl nur noch leisten, wenn die Kooperationspartner stimmen. Die gute Nachricht ist: Diese Gäste bleiben wirklich hier nur Gäste. Gut, Carlos Santana ist auch ivafunky Slow-Jam „Please Don’t Take Your Love“ wieder mal etwas zu vorlaut, während wir die niedlichen Balz-Bemühungen von Joss Stone in „You’re The One ForMe“ einfach mal unter Altherren-Spaß verbuchen. Eine wirklich passende Partnerin hat sich Robinson für das finale Manifest aufgehoben: „You’re Just My Life“ mit India.Arie klingt fast wie eins dieser Motown-Duette, die schon immer dagewesen zu sein scheinen.

Womit wir gleich bei der zweiten guten Nachricht wären: Smokey ist einfach immer noch Smokey. Es ist schon erstaunlich, wie souverän Robinson in den besten Songs (Titelstück, „Girlfriend“, „That Place“) sämtliche Hipness-Überlegungen ganz alt aussehen lässt. Ähnlich wie AI Green unten in Memphis, wenngleich weniger, nun: physisch beschwört er die Magie und Macht der (romantischen) Liebe und macht dabei auch jenseits der 70 selbst dann noch eine gute Figur, wenn er das Wasser für ein „Love Bath“ einlässt. Nicht in der Wanne, sondern in diversen L.A.-Studios nähte ihm ebenfalls gut gereifter Westcoast-Session-Adel (Freddie Washington, Ricky Lawson, Ray Parker Jr. etc.pp) ein schlank-dezentes R&B-Kostüm schön figurbetont, doch mit reichlich Luft für diese ingeniösen Falsett-Figuren, diese leicht unwirklich schwebende, unnachahmlich sanft erzitternde Stimme.

Die dann bei aller Zeitlosigkeit des Themas auch ganz in der Gegenwart ankommt. „Paparazzi may not consider you to be someone who’s worthy to be newsworthy“, singt Smokey Robinson in typischer Diktion in „You’re Just My Life“. Der Mann ist einfach zu alt geworden, um sich noch um Neuigkeitswerte zu scheren. Schon gar nicht, wenn’s um die Liebe geht. Oder anders: „Time Flies IVhen You’re Having Fun“ ist ein Schlafzimmeralbum, das auch noch am Morgen danach Wirkung zeigt. Oder gerade erst recht. (wrasse/ HARM0N1A MUNDI)

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