Sophie Zelmani :: Soul

Geschmackvoll wattierte Harmonie, zum Meditieren geeignet

Das Wichtigste zuerst: „Soul“ ist kein Soulalbum. Aber es ist natürlich beseelt. So beseelt wie all die kleinen und mittelgroßen Songwriter-Alben in der Regel sind. Beseelt von Mittelmaß, erhabener Langeweile und high fidelity. Und es ist authentisch. Mindestens so authentisch wie selbst gebackenes Brot und selbst gekelterter Wein. Schließlich so beseelt und authentisch, dass man dazu am besten die „Landlust“-Lektüre zu einer Tasse Tee Marke „Fühl deine innere Kraft“ genießen sollte. Denn einer mentalen Anstrengung bedarf es zweifellos, um sich nach dem Anhören von „Soul“ aus seiner (zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigten) Couch zu rappeln, noch eine Duftkerze anzuzünden und ein weiteres Mal diesen Quell der Ruhe und Melancholie über sich schwappen zu lassen.

Zelmanis Stimme und Gitarre hauchen fragile Harmoniebögen an kältebeschlagene Fensterscheiben, hinter denen sich das Panorama eines schwedischen Winterwalds ausbreitet, in der die Künstlerin hörbar zu Hause ist. Drinnen lodert die beständige Flamme der Meditation. Suzanne Vega und Van Morrison scheinen manchmal nah, dann wieder merkwürdig fern. Auf Zehenspitzen schleichen sich Orgel, Kontrabass und Percussion in diese wattierte Seelenlandschaft. Doch es käme einer geschmacklichen Flächenrodung gleich, würde man einen Song herausreißen, um ihn explizit zu preisen. „Soul“ ist ein Gesamtkunstwerk, das klingt, als wolle es sich unbedingt das Prädikat „besonders wertvoll“ verdienen – ein Ansatz, der diesmal leider nur zu gepflegter Langeweile führt. (Sony) Max Gösche

Beste Songs: „All About You“, „Story Of Us“

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