Stars – In Our Bedroom After The War :: Kammer-Pop-Melodramen, intim und doch theatralisch groß

Leicht zerzaust, aber ohne größere Blessuren, manch Übles gesehen, doch noch leidlich am Leben: „In Our Bedrooms After The War“ ist nicht nur der Titel des vierten Stars-Albums, sondern auch ein wunderschönes Bild für die Stimmung der meisten Lieder darauf. „The Night Starts Here“ dient als summender Prolog, der die klassischen Stars-Themenkomplexe herunterschnurrt: The pleasure part, the after-thought, the moment that it takes to fall apart, the ecstaey, the being free, und, vor allen Dingen: that big, black cloud over you andme. Denn alle Figuren, die in den folgenden Mini-Melodramen über First-date-Unsicherheiten, Kontaktanzeigen-Pleiten und Wieder-zurückhaben-Wollen auftreten, haben eine große Kiste zerschlagenes Porzellan auf dem Buckel, Ballast aus vergangenen Liebeshauereien. „In Our Bedroom After The War“ ist gleichzeitig so intim und geschlossen wie ein verriegeltes Schlafzimmer und so groß und theatralisch, wie Chamberpop eben sein kann, mit fast schon operettenhaften, kühnen Tempowechseln und dramaturgischer Spannung.

Torquil Campbell und Amy Millan teilen sich wie gehabt den Gesang, was die szenische Wirkung der einzelnen Stücke noch verstärkt, und wenn sie hauchend den Zuckertopf umschifft und er den Morrissey-Brokatmorgenmantel anprobiert, haben beide in ihren Solostücken ihren Reiz. Und doch wartet man stets darauf, dass sich beide wieder zu einem Duett zusammenfinden, weil ihre boy-crieuts-girl-Geschichten (oder umgekehrt) am besten funktionieren, wenn beide sie wie in „Personal“ im Wechsel erzählen. Glatte Keyboardflächen legen sich als kühlendes Laken über das Liebesschlamassel, bis der nächste Beckenschlag es wieder grob zur Seite reißt, zu einem Aktionismusausbruch wie in „Take Me To The Riots“ oder dem großen, heiß ersehnten Chor im titelgebenden Schlussstück. Und all die Zeit geht das Piano festen Schrittes durch die Trümmer. Kapituliert wird erst ein bisschen später.

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