Steve Harley & Cockney Rebel

„The Best Years Of Our Lives“

Chrysalis (VÖ: 20.6.)

Das Hit-Album des großen Glam-Theatralikers.

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Er werde, tönte der 2024 verstorbene Steve Harley im August 1974, mit der „greatest rock and roll band ever heard“ zurückkehren, nachdem er die erste CockneyRebel-Crew hatte entlassen müssen, weil die jetzt auch Songs schreiben wollte. Also wirklich! Für Album Nummer drei hatte er immerhin eine sehr passable Kombo um den verbliebenen Drummer Stuart Elliott und Gitarrist Jim Cregan am Start. Dazu mit „Make Me Smile (Come Up And See Me)“ seine erste und einzige UK-Nummer-eins, die auch noch vergifteten Honig aus dem Zerwürfnis sog. Chapeau!

Das Beste kam hier wirklich zum Schluss

Der Singalong-Hit wirkt heute wie beiläufig hineingeraten in ein Werk, das mit tagesüblicher Theatralik weiter die Glam-Startrampe bediente, dabei aber auch einen Songwriter entpuppte, der, nun ja, ernst genommen werden wollte. Zum Beispiel wenn Harley die bei E. W. Hornung entlehnte Diebes-Story „Mr. Rafes“ als religiöse Allegorie auflud oder die Grenzerfahrung Rock’n’Roll Star mit „Back To The Farm“ mal eben als 7/4 servierte. Aber das Beste kam hier wirklich zum Schluss.

Der Titelsong war so pathetisch und self-indulgent, wie die Mittsiebziger sein konnten, ist aber auch eine gelungene Reflexion darüber geblieben, wie Tragik und Magie einander bedingen. Den Blick aufs Idol gab Harley nüchtern zurück. „Try looking at you rather than me“, empfahl er, „no truth is in here, it’s all fantasy.“ Auf dem lauen Cockney-Rebel-Live-Finale „Face To Face“ (1977) fraßen ihm die Fans solche Zeilen trotzdem aus der Hand. Eine ’75er-Show aus dem Hammersmith Odeon samt DVD-Doku ziert nun die 50th Anniversary Edition von „The Best Years“, dazu verzichtbare Outtakes & Rehearsals, ein Half-Speed-Remaster-Vinyl sowie ein cleaner CD-Neumix von Original-Produzent Alan Parsons.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 7/2025.