Supergrass

Life On Other Planets

PARLOPHONE / EMI

Supergrass sind für den Britpop, was The Sweet für den Glamrock waren. Weder Vorreiter noch Nachzügler, allzeit Hit-Rezepturen testend, Melodie-Vorräte plündernd, Sounds an Studio-Wände werfend, gänzlich unprätentiös. Dabei keine Poster-Boys, adorabel nur für ihren Pfefferminz-Charme. „We got teeth, white and clean“, trällerten sie radelnd. Wer braucht Sex-Appeal, wer braucht Kontroversen, wer braucht medialen Overkill, wer setzt auf den Hipness-Faktor? Zuallerletzt Supergrass.

Singles top, Alben topsyturvy, lautet die Plattenbilanz des Trios, obwohl ihre letzte, einfallslos „Supergrass“ benannte LP durchaus ein Mehr an Kohärenz aufwies, tiefer zu gründein schien als man den ewigen Oxford-Teens zugetraut hatte. „Life On Other Planets“, ihr vierter Longplayer, pfeift indes schon wieder entschieden auf alle Ernsthaftigkeit und spielt stattdessen mit kindlichem Eifer Bauklötzchen. So fix und farbig hat schon lange kein Zitaten-Album mehr geklungen. Bolan-Quiver, Move-Psy-chedelia, Small-Faces-Fun, ELO-Moogs, lOcc-Ska, Beatles-Harmonien, Stones-Riffs. Mancher Klau ist eher komisch, vieles klingt tapsig, nichts jedoch gestrig. „It is the evening of the day“, hebt Gaz Coombes an, man erwartet „As Tears Go By“ revisited, doch dann mündet die gut fünfminütige Folkpop-Extravaganza in eine hippieske Mantra: „He’s so stoned/ He doesn’t even know what he’s on about“. Dazu wird gehüstelt, gekichert, gepfiffen. „La Song“ ist Stranglers pur, „Rush Hour Soul“ mixt Modpop mit Psych-Effekten, „Za“ paart Lennon und Bowie.

Keine kleine Kunst, so unterschiedliche Versatzstücke zu etwas homogenem Ganzen zu verknüpfen. Gelingt Supergrass auch nicht immer. Manches klingt etwas weit hergeholt, anderes ein wenig albern. Hat aber fraglos einen Wahnsinnsspaß gemacht, dieses Album zu produzieren. Das Hören gleicht einer Achterbahn: rasant und doch risikolos, kurzweilig und im Nu vorbei. Kotzübel kann davon nur Zynikern werden, denen derlei Zurschaustellung von Lebensfreude unweigerlich auf den Magen schlägt.