Susanna Hoffs und Belinda Carlisle – A Woman And A Man :: Metronome; EMI
Kindchenschema, Niedlichkeitsphänomen: Susanna Hoffe ist gar nicht mehr so jung, das war sie schon nicht mehr, als sie noch bei den Bangles sang. Diese kalifornische Girlie-Group war vermutlich jedermanns heimliche Lieblingsgruppe, so bubblegummig und knuffig, von Prince geherzt und biologisch gesegnet. Die Halbwertzeit iher Songs wurde als ungewöhnlich hoch berechnet, und auf einem 80er-Jahre-Sampler wären die Bangles ganz vorn dabei.
Wo Schönheit ist, da ist auch Prominenz – weshalb an diesem kaum noch erwarteten Album nicht nur David Lowery von Cracker und die Kolleginnen Charlotte Caffrey von den Go-Go’s, der anderen großen Mädchen-Band Kaliforniens, und Linda Perry (früher bei den unvergessenen Four Non Blondes) mitwirkten, sondern auch: Jim Keltner! Mick Fleetwood! Und Mitglieder des American Music Qub! In diesem Koordinatensystem schrarnmelt und poppt es lieblich dahin. Hoffs, nicht unschlau, bedient sich des Klopfers „All I Want“ von den englischen Lightning Seeds, der in ihrer Version tatsächlich muher klingt. Warum nur fehlt ein Duett mit Evan Dando? Was soll man sagen: „Susanna Haffs“ wird jedermanns heimliche Lieblingsplatte zum Zweimalhören.
Die süßeste Versuchung diesseits von Mariah Carey trägt einen Namen, der nach Orangenhain klingt, war mit den Go-Go’s mal wild, kann sich heute nicht mehr gegen das serienmäßige Abfassen von Liebesgeschwurbel wehren und stammt aus Kalifornien. Belinda Carlisle übertrifft mit dem Titel „A Woman And A Man“ Neneh Cherrys apodiktisches „Man „.
„In Too Deep“ geht es gleich, und schon der zweite Song ist eine Ode an „California“ (Orangenhaine!). „Listen Tb Love“, fleht Belinda; „Kneel At Your Feet“ zeigt sie als beinharte, gebrochene Feministin. „Love Doesn’t Live Here Anymore“ problematisiett die Kurzlebigkeit in schnellebigen Zeiten, während zum versöhnlichen Abschluß „My Heart Goes Out To You“ gewissermaßen einen Silberstreif am Horizont leuchten läßt. „Remember September“ könnte als deutsches Cover („Erinn’re September“) ein schönes Comeback für Ireen Sheer bedeuten.
Pretty Belinda: Shalala, Background-Chor, getragene Gitarrensoli, Synthetik, Süßholz, Streicher-Attacken, sehnsuchtsvoll krähender Gesang, Mitsingmelodien, Kitsch ä gogo und ganz viele Plastikpalmen. Ein konsumentenfreundliches Album mit gewaltigem Gebrauchswert also.