Tears For Fears

„Songs From The Big Chair“

Universal (VÖ: 14.11.)

Das Hit-Album in opulenter Jubiläumsauflage.

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In ihrer Zeit als hübsches Synthie-Duo belächelt, behandelten Roland Orzabal und Curt Smith schon mit ihrem Debüt, „The Hurting“ (1983), drastische Themen: Aufbegehren gegen gewalttätige Eltern, Kindheitstraumata, Flucht in Antipsychiatrie. „Songs From The Big Chair“, der Titel deutet es an, markierte den Wechsel in die Erwachsenenperspektive. Mit „Everybody Wants To Rule The World“ und „Shout“, zwei Songs über innere Emigration, gelangen ihnen in den USA zwei Nummer-eins-Hits.

Tears For Fears, den zwei nie lächelnden Briten, gehörte 1985 die Welt

An die Stelle des 1982er-Songs „Mad World“ mit der brutal-eingängigen Zeile „The dreams in which I’m dying are the best I’ve ever had“ trat nun eine neue, unvergängliche Zeile, und zwar in „Shout“: „They gave you life/ And in return you gave them hell.“ Leider ging sie nicht in den Kanon der großen Songzitate ein. Eddie Vedder und Kurt Cobain haben sechs Jahre später aus ähnlichen Befunden Grunge gebaut. Tears For Fears, den zwei nie lächelnden Briten, gehörte also 1985 die Welt, dank Soul-Feeling und Chören, ausgebreitet über verzweifelten Erzählungen.

Doch dem Bombast folgten auch Momente überwältigender Einfachheit. Etwa auf ihrer bis heute schönsten Single, „Head Over Heels“. Das Crescendo zu Beginn unterläuft Orzabal mit dem befreiten, schlendernden Gedanken: „I wanted to be with you alone/ And talk about the weather.“ Die „40th Anniversary Edition“ ist die dritte Special Edition in zehn Jahren. Nahezu alle der 44 Extra-Stücke des Drei-CD-Sets, die Remixe, Outtakes, Alternativversionen, sind bekannt. Mit der Doppel-LP sind einige Fassungen immerhin erstmals auf Vinyl erhältlich. Lohnenswert sind der Extended Mix von „The Way You Are“, die A-cappella-Version von „Shout“ und ein Interview mit Orzabal und Smith.

Diese Review erscheint im Rolling Stone Magazin 12/2025.