Terry Reid – River :: Water/Import

Während Donovan und die Jeff Beck Group von Mickie Mosts Produzenten-Ideen profitierten, erwies sich dessen Zusammenarbeit mit Terry Reid nach kurzem als ein (zumindest kommerzielles) Desaster. Die beiden von Most betreuten LPs konsolidierten zwar für immer unter Kennern Reids Ruf als einer der größten und expressivsten Sänger in der gesamten englischen Rockmusik überhaupt Aber für mehr als Kultstatus reichte das doch nie. Aretha Franklin soll damals behauptet haben: „There are only diree things happening in London: The Beades, The Rolling Stones and Terry Reid.“ Da waren Erstere schon in Auflösung begriffen, die Zweitgenannten auf dem Weg zur „greatest rock’n’roll band of die world“ -und Terry Reid auf dem zur Legende.

Ahmet Ertegun war von diesem Sänger dennoch so angetan, dass er Tom Dowd als Produzenten für dessen drittes Album verpflichtete. Aber das zog sich dann über Jahre weg alles so zäh dahin, dass die Platte am Ende auf Atlantic praktisch unter Ausschlus der Öffentlichkeit erschien. Mit „River“, konnte man später im „Rolling Stone Album Guide“ nachlesen, habe er einen schizophrenen Wandel zum Folkie vollzogen. Aber anders als beim danach von Graham Nash produzierten „Seed Of Memory“ – „an odd Tim-Hardin-meets-Nick-Drake-fashion“, wie da zu lesen – habe das nicht funktioniert.

Schön, dass dieses Verdikt von Paul Evans im Nachhinein einer kritischen Überprüfung nicht standhält. „River“ hat mehr mit dem Tim Buckley von „Bitte Afternoon“ und „Starsailor“ gemeinsam denn mit Folk irgendeiner Variante. Das ist eine musikalische Reise, die most blueswailin‘ – mit „Dean“ beginnt und einem Terry Reid. der sich die Seele aus dem Leib singt wie beim „Rich Kid Blues“ Jahre vorher, und endet mit einem ganz gelösten, Erinnerungen beschwörenden „Milestones“. Der nächstliegende Vergleich bei den countyrockigen „Things To Try“ und „Live Life“ wäre würde man das jemandem im Blindtest vorspielen – natürlich Little Feat, und beim Bossa-Nova-seligen Titelsong singt Reid verträumt wie nie.

Okay, „River“ ist Patchwork. Die letzten beiden von Eddie Offord in London schon 1970 produzierten Aufnahmen wurden beispielsweise nie richtig gut abgemischt. Egal. David Lindley musizierte bei den Sessions höchst subtil und selten besser als hier. Schließlich ergeben auch die losen Enden da Sinn. Wer noch darüber grübelt, was er nun von diesem Album halten soll, den dürften die höchst einfühlsam erzählenden Liner Notes überzeugen.

Auf jegliches Remastering wurde hier – doch ein wenig schade – verzichtet: Klanglich entspricht diese CD hundertprozentig exakt der US-Vinylpressung aus dem Jahre 1973.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates