The Alpine – On Feel Trips

Nein, sie sehen nicht aus wie Kreaturen aus „Tanz der Vampire“ oder „Grease“. Das wäre bei weitem zu einfach. Auf dem Foto im Booklet wirken The Alpine wie fünf smarte Mitarbeiter einer mega-erfolgreichen Agentur für Netzinhalte: Modisch wird da immer noch gerne H&M mit Gucci gemixt, und musikalisch möchte man sich keinesfalls auf einen virulenten Trend festlegen. Deshalb haben die fünf Dänen vor dem Startup ihres Projekts bestimmt eine ganze Nacht lang heftigst gebrainstormt: Das Punk-Ding? Lääängst durch! 80s-Funk? Hör mir bloß auf! Als es draußen hell wurde und die Musiker vermutlich breit waren wie ein paar Walrösser auf einem Eisberg, hatten sie ihren Stil gefunden: Musical-Rock! Das ist natürlich kein offizielles Genre und nicht zu verwechseln mit einem Rockmusical vom Kaliber „Quadrophenia“. Es ist eine sehr individuelle Version der Vorhölle. Nicht für die Musiker, Dummkopf, sondern für die Zuhörer.

Jeder Song hier ist: druckvoll! Der Sound hat: Power! Obendrein glaubt man in die 268. Aufführung von „Starlight Express“ geraten zu sein, weil das alles dabei so künstlich und antiseptisch klingt, so grauenhaft aufgeräumt. Dazu kommt, dass The Alpine handwerklich recht gut sind – und das pausenlos und gnadenlos vorführen. Das klingt so ambitioniert hysterisch, als hätten sich Toto und die Scissor Sisters verbündet, um Andrew Lloyd Webber einmal tüchtig zu beeindrucken.

Der Song „Mondays Look The Same“ schaffte es in Dänemark trotzdem bis auf Platz eins der Single-Charts. Was sicher auch an den Radiosendern liegt, die wohl froh sind über eine neue, montägliche Alternative zu den abgenudelten Boomtown Rats und Bangles. Die Basis des Songs ist ein hämmernder, vom Piano getragener Rhythmus, der Gesang ist durch einen sanften Flanger-Effekt verfremdet, permanent quietschen mainstreamige 8ocr-Jahre-Keyboard-Sounds dazwischen. „Don’t ever question my ability / To break out, I’m hardcore / You got your game shows, your fanny packs / And doggy bags, but I want more.“ Soll man solche Zeilen ernst nehmen? Lachen kann man leider auch nicht darüber.

Andere Songs erinnern vom Arrangement und Gesang bisweilen an The Ark, doch die schwulen Schweden haben Charme. Witz, Leichtigkeit und gute Songs. Die Ironie, Verspieltheit und Tanzbarkeit der bereits erwähnten Scissor Sisters fehlt hier leider ebenfalls. The Alpine sind ganz offensichtlich hochmotiviert. Leider fehlt „On Feel Trips“ jegliches Gefühl, ihre Reise führt die Band nur in ein poliertes Nirgendwo.

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