The Apples In Stereo – The Discovery Of A World Inside The Moone
Tüftler-Pop, akademisch zwar, doch keineswegs ohne Charme. Als Kollektiv von Beach Boys-Bewunderern vor acht Jahren in Colorado angetreten, die topografische Anatomie (und Anomalien) von Brian Wilsons Hirnwindungen zu erkunden und aus den Fundstücken eigene Musik zu konstruieren, hat es das Quintett um Robert Schneider immerhin bereits zu vier viel beachteten Alben gebracht. Die eines nie waren: langweilig. Weil wohl durchdacht und in ihrer Zitierwut überaus originell. Gäbe es im Pop einen Wettbewerb wie, Jugend forscht“, The Apples in Stereo hätten gute Gewinnchancen gehabt. Die ganz frühen Pink Floyd wurden auf Riff-Kompatibilität getestet, die Velvets seziert, die Song-Strukturen der Beatles mit denen der Beach Boys gekreuzt, der Prunk kalifornischer Harmonien nach New York verpflanzt und mit Funk gedüngt. Interessant? Keine Frage. „Interesting“, schrieb Lester Bangs, Wüterich der Rock-Kritik, sei schlechterdings das schlimmste Urteil, das sich über Musik fallen ließe. Demzufolge freilich die Apples In Stereo völlig ungenießbar wären, verfault und voller Maden. Wer indes nicht nur mit dem Bauch hört, sondern auch den Kopf zu Rate zieht, wird „The Discovery Of A World lnside The Moone“ phasenweise faszinierend finden.
Das Humorige etwa, das Verschmitzte und eine subtile Selbstironie, der man erst mal auf die Schliche kommen muss. Schneiders Stimme dagegen wirkt auf Dauer doch recht eindimensional, beinahe anämisch. Als ob er durch emotionales Engagement am Mikro ein ausgeklügeltes Regelwerk verletzen und die Quelle der raffiniert drapierten Song-Ideen so vorzeitig preisgeben würde. Auch die Texte sind chiffriert und gestelzt. „Once I cut my hand but the wound was not part of me/ Now that I’m a man there’s a wound at the heart of me“, reimt er im verträumt plätschernden „Stream Running Over“. Good grief, das ist so bemüht dass es aus David Crosbys Feder geflossen sein könnte. Direkter und unverblümter wirken die von Hilane Sidney gesungenen Tracks. Das Fuzzgetriebene „20 Cases Suggestive Of oder das an Belle & Sebastian gemahnende „Stay Gold“. Bahbah-bahbahbahbah…
Klingt alles, als wären die Apples eine jener Zeitblasen-Bands, die ihre Lieblings-Dekade nur mal eben verlassen, um Milch zu holen, und die ihre Erfüllung darin sehen, schön schillernde Seifenblasen zu kreieren. Sixties über alles. „Nein“, widerspricht Schneider, „die Neunziger waren für uns wichtiger. Sie brachten die beste und freieste Musik hervor.“ Yep. Komponiert und kompiliert aus Sechziger-Versatzstücken. Wie die Labelmates XTC, nur nicht so britisch und natürlich nicht halb so brillant.