The Beta Band – Hot Shots ll

Der Fluch des Talents: Zuviel davon in jungen Jahren kann den Künstler straucheln lassen. Die stark erigierte Persönlichkeit drückt aufs Bewusstsein, das Wesentliche hängt zum Hals heraus, der Wahnsinn greift um sich. Fragen Sie mal die Beta Band.

Nach drei hoffnungsträchtigen EPs mit ordentlich Vorschussplus belastet geriet ihr erstes reguläres Album zu einem der frappierendsten musikalischen Debakel der vergangenen Dekade. Unreif, prätentiös, neurotisch ausgefeilt, humorlos, immer gleichzeitig Fisch und Fleisch, hat es sich bis heute seine geradezu umwerfende Bedauerlichkeit erhalten.

Selbst das Klügste zu tun und ohne peinlich zwecksouveräne Pose rundheraus Eigenvermasseln zu konstatieren, rettete nicht viel. Die Beta Band war abgeschrieben, obsolet, pfui.

Sei’s drum, sie sind wieder da. Ganz die Alten, zweifellos, aber beileibe nicht so, als wäre nichts geschehen. Im Gegenteil. Die Kunst der Entscheidung scheint gründlich gelernt und wirkt sich konsequent aus.

Großspurige Pop-Epen und -Episteln, die meist schon nach der Hälfte zu einem unendlich dudelnden Nichts zerfasern, sind Songs gewichen, von denen lediglich zwei (von insgesamt zehn) die Vier-Minuten-Marke überschreiten. Weniger ambitioniert als ihre fatale „Vorgängerin, ist „Hot Shots II“ deswegen nicht Nur weniger geschmacklos, narzisstisch und pompös.

Nach wie vor prägen John Mac-Leans Keyboards und Samples und Sänger Steve Masons profitabel angeschmollter Gesang das Klangbild, und auch der scheinbar wilde Eklektizismus aus leicht kiffiger Folklore, rationalistischer Psychedelia, Futurismus, durchbrochener Rave-Rhythmik und antiseptischer Sakral-Atmosphäre ist derselbe. Dass die Beta Band quasi als Stilväter gelten müssen – wenn das überhaupt ein Stil ist -, ist für den Moment belanglos, denn was wir in Jiot Shots W erkennen, ist Musik, wie Alfie, Simian oder auch Elbow (teilweise) sie derzeit von den Dächern pfeifen. Von Radiohead zu schweigen, die von der Beta Band bereits des Diebstahls geistigen Eigentums, hier also musikalischer Wirrnis, bezichtigt werden.

Gelungen, erbaulich, interessant gelegentlich berührend, ist die Platte aber vor allem eins: eine ergriffene zweite Chance. Mal sehen, was die Zeit diesmal damit macht

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