The Black Crowes – Warpaint

Keinerlei Veränderung im Southern-Boogie-Kosmos Wenn die Black Crowes spielen, ist das. als ob man im Cate extra wegschaut, damit die Langbärte mit den teppichähnlichen Pullovern einen nicht entdecken, und dann setzen sie sich doch direkt an den Tisch. Dabei kann man ihnen nicht mal vorwerfen, das Schlaghosen-Lavalampen-Getue, die kiffenden Krähen auf der Website und die Musik überhaupt seien Nostalgie oder bewusste Realitätsverweigerung. Wie sehr die Crowes 18 Jahre nach der ersten Platte noch immer drawl, swagger, Southern Boogie und solche Sachen haben, ließe eher darauf schließen, dass sie das Ende des Vietnamkriegs nicht mal mitgekriegt haben.

Sogesehen muss man nur melden: Auch nach sieben Jahren Studiopause ist hier nicht die kleinste Spur irgendeiner zivilisatorischen Entwicklung seit 1970 zu diagnostizieren, weder textlich noch musikalisch — und gewissermaßen ist das ja schon wieder bemerkenswert für eine Band. Weil sie dabei auch nicht wie fingerkniffende Gentlemänner und planmäßige Puristen aussehen, sondern wie in den Schlamassel torkelnde Mitternachtsbrüder: Die bekannte Schwäche beim Liederschreiben machen sie wett, indem sie von vornherein wie eine Jam-Band agieren, einfach den gescherten Blues-Riffs folgen, mit pickenden, lickenden, strickenden Gitarren von allen Seiten und Chris Robinsons Gesang, der immer noch klingt, als würde er aus einem brennenden Haus um Hilfe rufen, während er viel zu heiße Fleischbällchen im Mund hat.

Dass die Black Crowes 1990 von so etwas sechs Millionen verkauten konnten, erscheint heute irr. Andererseits muss man schon komplett abgeschlossen haben mit dem Rock’n’Roll, wenn einem „Warpaint“ die Nackenhaare nicht in größeren Gruppen aufstellt, mit den bis zum Funkenflug erhitzten Klischees, spätestens mit der kaltgepressten Mandoline auf „Locust Street“ oder dem Quasi-Finale „There’s Gold In Them Hills“, bei dem der arme Mann – also Robinson — fast zusammenbricht und den Abschied von Irgendwas beweint. Die Unschuld kann es nicht sein.

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