The Boomtown Rats – The Boomtown Rats

Manchmal klangen sie zunächst wie Flamin‘ Groovies auf Speed. Erinnerungen an „Angie“ (bei „I Can Make It“), frühen David Bowie und Cars gab’s überall. Manches schien von diesem neuen Rock’n’Roll-Wunderkind Graham Parker inspiriert. Neben Springsteen-Arrangements boten sie auch jede Menge cleverer Anspielungen und Zitate. Zumindest hatte der ehemalige Musikjournalist Bob Geldof anfangs einen ausgesprochen guten Geschmack. Ein sehr großes Ego auch. Das maßlose Selbstbewußtsein stellte er zunächst hintan, wenn er in Gesprächen den ihn interviewenden Journalisten erklärte, wie wichtig sie ja selber seien! Dieser Geldof war auch clever. Über das nahezu zeitgleich mit dem Debüt von Elvis Costello veröffentlichte Album las er überall fast genauso nette bis hymnische Dinge. Möglich, daß es Charles Shaar Murray war, der den Begriff „Modest Bob“ prägte. Bescheiden gab er sich mit dem Boomtown Rats tatsächlich, ließ die Kumpel aber vorsichtshalber kaum zu Wort kommen, stellte sich immer selber für die Interviews zur Verfügung. Am Ende war es schiere Arroganz, die das Ende dieser Band einläuten sollte.

Es ist der Ehrlichkeit geschuldet und sei darum noch mal gesagt: „(She’s Gonna) Do You In“ und viele andere Songs auf dem Erstlingswerk waren richtig gut, wenn auch öfter den Rolling Stones stark nacheifernd. Und Pete Townshend konnte „Kicks“ als Hommage verstehen. Daß Geldof in den Jagger vernarrt war, beweist nichts besser als das zwei Jahre zuvor aufgenommene Live-Demo „Doin‘ It Right“, einer von sechs Bonus-Tracks.

Bei „A Tonic For The Troops“ (3) begann spätestens mit „(I Never Loved) Eva Braun“ das exzessive Bowie-Epigonentum, das man furchtbar finden kann. „She’s So Modern“ wollte New Wave sein, war aber alter Hut Ganz nett und nicht so übel, wie Geldof-Verächter glauben machen möchten, war „Me And Howard Hughes“. Wenn jemand „Rat Trap“ als Hommage an Bruce Springsteen verstanden haben sollte, bleibt doch Fakt: Eine sonderlich gute war das nicht unbedingt Mit dem wie immer kritischen dritten Album „The Fine Art Of Surfacing“ (3,5) glaubte Geldof, endgültig Amerika erobern zu können. Noch mehr als bei dem Vorgänger-Album davon überzeugt, daß er es zum richtigen Popstar bringen müßte, enthielt das weitere Bowie-Plagiate. „I Don’t Like Mondays“ war genau genommen auch eines, nur der Queen-Quotient diesmal noch höher als früher üblich. Die Single-B-Seiten, Bonus-Tracks hier, waren tatsächlich mehr filler als killer.

Noch mehr Bowie und dessen Produzenten Tony Visconti mit dabei gab es auf „Mondo Bongo“ (2,5), der Platte mit dem Reggae-Song über die Bananenrepublik und dem schrecklichen „Mood Mambo“. Das folgende „V Deep“ (2) wollte Columbia in Amerika erst gar nicht veröffentlichen. Alles aus zweiter oder gar dritter Hand. Bei dem letzten Album, „In The Long Grass“, (2,5), konnte man immerhin den Eindruck gewinnen, daß Geldof doch noch einmal Ehrgeiz entwickelt hatte. War tatsächlich jedoch der Abgang.

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