The Connells – Still Life :: Blue Rose/RTD
Den Albumtitel verstehe man nicht falsch: Statt selbstironisch darauf hinzuweisen, daß auch in ausgedienten College-Rockbands noch Leben stecken könnte (there’s still life…), wird doch wieder nur über den Stillstand im Leben philosophiert (wie in „Stilleben“, frei übersetzt). Das große Gähnen. Aber leider paßt es.
Seit einem Karrierehöhepunkt namens „74-75“, den das Sextett aus Raleigh, North Carolina bereits vor fünf Jahren erlebte, herrscht tatsächlich kreativer Stillstand bei den Connells, die 1984 von den Brüdern Mike und David gegründet wurden. Ihre Verdienste um den amerikanischen Mainstream-Rock sollen hier unberührt bleiben. Billboard-Chartstürmer wie Matchbox 20, Semisonic oder Fastball gäbe es heute kaum, hätten nicht Bands wie R.E.M. die dbs oder die Connells in den Achtzigern das Collegeradio mit verpopptem Gitarrenrock dominiert.
Doch was bleibt, ist kümmerlich. Raleigh ist, wenn auch ebenfalls Provinz, nicht Adrens und Mike Connell nicht Michael Stipe. Auch auf „Still Life“, einem Werk von beeindruckender Naivität, dominiert die Nostalgie als zentrales Thema. Was beim Smash-Hit „74-75“ allerdings noch anrührend war, wird beim permanenten Wiederkäuen zwangsläufig eidig, zuweilen aber auch klebrig, wenn Connell seinen verklärten Blick auf längst verstrichene College-Tage richtet Verpaßte Chancen und ein Seufzen der Erkenntnis, wenn der Zug des Lebens bereits abgefahren ist – die Connells stehen stets am Bahnsteig, und zwar, jawohl, wie bestellt und nicht abgeholt.
Beinahe tragisch. Dazu wiederum paßt auch der alles begleitende, zaghaft säuselnde Connellsche Powerpop, der sich seh den Zeiten den Ursprungs und (guten) Alben wie „Boylan Heights“ (1987) kaum verändert hat: Zwischen lächerlich walzernden Uptempo-Nummern wie „Curley’s Train“ und hymnischen Aufstampfern wie „Dull, Brown And Gray“ oder „The Leper“ gibt’s immergleiche Balladen, die, man weiß es ja genau, den Erfolg des singulären Hits eh nicht wiederholen können.
Nun sehen sie also mitderweile nicht nur aus wie Dozenten, sie machen auch nur noch Musik, die kein Student mehr hören mag. Für eine College-Rockband der sichere Tod. Guter Wille allein zählt halt nix in dieser Welt.