The Datsuns :: V2
The Datsuns klingen, als ob Rauchen auf einmal verboten wäre und man es wieder heimlich auf dem Jungenklo tun müsste. The Datsuns klingen wie Onanieren unter der Bettdecke über dem Bild einer Musikfernsehen-Moderatorin. Das ist die männliche Perspektive, aber The Datsuns klingen auch, als ob Mädchen sie nicht mögen. Wenn die Datsuns eine Frau ansprechen, sagen sie „Lad-äääh!“, das ist unhöflich. Und wenn der Frau das egal ist und sie trotzdem nah herankommt, fühlt sich Sänger Dolf de Datsun „like a motherfucker from hell“! Alles vergeblich. Alles, was Ironie und Coolness überwunden hatten (den Cock Rock, die Orgel von Deep Purples Jon Lord, die Frisur von Jimmy Page), was interniert zu sein schien in Rockpalast-Wiederholungen und schlecht gelayouteten Nerd-Magazinen – es ist noch mitten unter uns, in jugendichem Angesicht. Das unnütze Gitarrensolo? In „Fink For The Man“ spielen The Datsuns zwei gleichzeitig.
Hard Rock überwintert gern bei der Landjugend. The Datsuns kommen aus Cambridge in Neuseeland (ebenso Heimat der beliebten The D4), wo sie sieben Jahre für Jungmänner in schwarzen T-Shirts gespielt und an „Battle Of The Bands“-Wettbewerben teilgenommen haben. Mehr gab es auf ihrer Insel nicht zu holen, die Sache mit dem weltweiten Album haben sie deshalb am Rande einer London-Reise klargemacht. Weil sie ein Schock waren für jeden, der den urban domestizierten Rock’n’Roll von Kotelettenwölfen wie Jon Spencer und den Hives gewöhnt ist – das sind ja Schlauköpfe, die ein bisschen tumben Arschkick für sich einklagen, während man sich die Datsuns als wahre Dorftrottel vorstellen muss, die sich für die Größten halten. Keine schlechten Voraussetzungen.
So spielen sie in den zehn Liedern (drei davon von alten Singles) die gleichen Riffs, mit denen sie damals im Musikladen ihre Gitarren ausprobiert haben, hangeln sich durch die Kassettensammlung eines Golf-GTI-Handschuhfaches, über Steppenwolf, Ritchie Blackmore’s Rainbow, Motörhead und Kiss bis Mötley Crüe, und der Sänger hält sich an die (insgesamt zwei) berühmten Tonlagen von Robert Plant. Riff-fixieii, mit minimalem Glam. Ein Ort, wo Gitarren niemals schrammein dürfen, sondern selbst singen müssen.
Machen wir es uns einfach, dann rocken die Datsuns, und gut ist’s. Machen wir es uns schwerer, dann ist die Band mit ihrer Unerbittlichkeit und den eingängigen Schlachtparolen die fleischfressende Pflanze, die aus dem Misthaufen wächst. Ich habe mich ertappt gefühlt.