The Doors :: Live In Pittsburgh 1970
„Im in Pittsburgh and it’s raining“, sangen die Outcasts schon ein paar Jahre bevor die Doors die Bühne der Civic Arena erklommen. Am 2. Mai 1970 war das Wetter vermutlich besser, denn nach zwei stinkbesoffenen Konzerten in Boston zeigte sich Jim Morrison hier wieder in guter Form, doch ganz sicher nicht in der Bestform der frühen Alben. In den letzten zwei Jahren seines Lebens hatte der einst so virile und belesene Lizard-King immer mehr die Kontrolle über sich verloren. Er war ein Säufer und Drogenfreak geworden, ein Esoteriker des Rausches. Niemand bringt sich gleich um deswegen, aber damit zu leben ist verdammt schwer. Der permanente Exzess forderte mittlerweile in aller Öffentlichkeit seinen Tribut: „Morrison war in dieser Zeit kein Problem für uns – eher eine Enttäuschung“, sagt Jac Holzman, Chef des Labels Elektra. Und er hat Recht: Man denke bloß an das Live-Desaster, das im März 1969 im Dinner Key Auditorium in Miami über die Bühne ging. Auch der Klassiker „4bsolutely Live“ war kein mitgeschnittenes Konzert, sondern eine bizarre Collage. Der Produzent Paul Rothchild bastelte das Album aus einer Vielzahl von Quellen, um so etwas wie ein ideales Doors-Konzert zu erschaffen.
„Live In Pittsburgh 1970“ ist immerhin ein echtes Zeitdokument, von der letzten Tour der Band, in einer hübschen Pappcover-Aufmachung, deren Design allerdings eher nach 1967 als nach 1970 aussieht. Die Songs sind zum Teil gern genommene Klassiker, mit starker Affinität zum Blues-Rock: „Backdoor Man“, „Five To One“, „Light My Fire“ oder „Roadhouse Blues“. Das Zentrum des Konzerts bildet eine 15-minütige Version von „When The Music Is Over“, die nahtlos in „Break On Through“ übergeht. Vom Sound her hört sich das schon ein wenig dünn an und nicht optimal abgemischt. Morrison klingt wie ein Schamane, wenn er seltsame Tierstimmen imitiert und sich dann immer mehr in brunftiges Stöhnen und Schnauben steigert. Die Band nimmt sich im Mittelteil fast komplett zurück, hier ein eingestreuter Orgel-Akkord, dort ein paar Schläge auf die Toms. Und dann kommt der berühmte Schlachtruf: „We want the world and we want it…“ Und eigentlich ist es die Spannung, die in der Verzögerung dazwischen aufgebaut wird, die den Aufschrei „Now!“ so befreiend macht. Aber hier setzt der Beat zu früh ein und Morrison zu spät – ein verschenktes Tor. Lustig: In dem Song-Epos haben die Doors immer wieder mal kurz angespielte Melodien versteckt, den „Yankee-Doodle“ zum Beispiel. „Close To You“ wird, wie so oft, mit leicht verändertem Text von Ray Manzarek gesungen, Morrison steuert lediglich die Backing-Vocals bei. Unterm Strich haben wir hier ein typisches Live-Album der ganz frühen Siebziger, wo Songstrukturen wenig und ausufernde Solos viel galten. Erklärte Doors-Fans werden das aber möglicherweise anders sehen. Für Komplettisten.