The Doors :: R-evolution

Wenig trägt besser zur Entmythologisierung Jim Morrisons bei als die eigentümlichen Promofilmchen, diese Vorläufer des Videoclips, mit denen die Doors in den 60er-Jahren ihre Singles in Szene setzten. Da schlecken Bikinimädchen Eis am Stiel oder giggeln hinter vorgehaltener Hand, während die Band auf einem am Strand geparkten Feuerwehrwagen so tut, als spiele sie „Light My Fire“, und aussieht wie die Beach Boys mit zu langen Haaren. Oder die Auftritte in US-TV-Shows mit Morrisons überzeichnetem Playback-Gepose und Schlafzimmer-Augenaufschlag. Herrlich! Die DVD versammelt rare Film- und TV-Aufnahmen aus den Sechzigern, posthume MTV-Clips, einen Ausschnitt vom Isle-Of-Wight-Festival 1970 – und als Bonus gibt es den 15-minütigen Schulungsfilm „Love The Customer“ für Ford-Verkäufer aus dem Jahr 1966, zu dem die Doors die (Instrumental-)Musik beisteuerten. Ihre Gage damals: 200 Dollar. (Eagle Vision) SEBASTIAN ZABEL

Zum neuen Album wurde nun eine DVD mit einer BBC-Dokumentation ergänzt: Die angeblich so scheue Sängerin spricht über die frühen Jahre als schwedisches Goldkehlchen, das die Hits gleich selbst schrieb, die Ehe mit Björn Ulvaeus, die Zeit mit ABBA, die Adoration ihres Hinterteils, das Bedürfnis nach Familienleben, die Unlust, auf der Bühne zu stehen, schließlich die Scheidung und der Triumph mit „The Winner Takes It All“, dem Song, der eben nicht auf Björn und sie gemünzt war und doch jeden zum Weinen brachte. Neben Schwarzweißmaterial aus den späten 60er-Jahren gibt es fast nur bekannte Aufnahmen, aber Björn, Benny Andersson, Tim Rice und Agnethas Entdecker, ein schwedischer Peter Kraus, äußern sich respektvoll. Sie schrieb keine Songs mehr, weil sie mit den Jungs nicht konkurrieren wollte, dabei hätten ihre feierlichen Balladen bestehen können. „Sie wollte nicht sexy sein – sie war es“, sagt Björn, und seine Augen verraten ihn. (Universal) ARNE WILLANDER

Im Oktober 2012 kehrte die Streisand in die Heimat zurück, die sie einst so gern verlassen hatte. Den Einheimischen bescheinigt sie, „real“ und „down to earth“ zu sein, und umgekehrt zeigt der Film „I Remember Barbra“, offenbar Ende der 70er-Jahre aufgenommen, was das Volk auf der Straße von der emigrierten Diva hält – nämlich nur das Beste, sogar die Nase wird verteidigt. „Who said you can’t go home again?“, freut sich Barbra. Den verstorbenen Marvin Hamlisch lobt sie für seine Umsicht – nie habe er ihren Geburtstag vergessen! Dafür gibt es „The Way We Were“. Jimmy Webbs „Didn’t We“ feiert späte Premiere, der schöne Trompeter Chris Botti kommt für „My Funny Valentine“ und „Evergreen“ auf die Bühne. Auftritt Jason Gould, der mit Muttern „How Deep is The Ocean?“ singt. Die aus dem Bastkorb gezogenen Fragekarten passen wieder zu den schlagfertigen Antworten, und zu „Happy Days Are Here Again“ geht sie ab: Brooklyns Feinste. (Sony) ARNE WILLANDER

Dauernd Umarmungen zwischen Leuten, die sich bedeutungsvolle Blicke zuwerfen und sich – eingekreist vom 20-köpfigen Kahedi Radio Orchester – die Seele aus dem Leib singen: Die „MTV Unplugged“-Session von Max Herre trieft nur so von pathetischen Momenten. Unter die Arme griffen dem Ex-Freundeskreis-Chef alte und neue Weggefährten wie Gentleman, Patrice, Samy Deluxe, Afrob, Sophie Hunger, Philipp Poisel und natürlich seine Frau Joy Denalane. Sie kitzeln aus alten Songs wie der Liebeserklärung „A.N.N.A.“ oder dem Weltverbesserungshit „Esperanto“ gekonnt das Big-Band-Potenzial heraus und sind dabei so leidenschaftlich wie eh und je. Die Virtuosität ist natürlich beeindruckend und sorgt für Abwechslung in der immerhin zwei Stunden langen Session – man braucht allerdings doch eine starke Kitsch-Affinität, um das auch richtig erhebend zu finden. (Nesola/Capitol) BENJAMIN AGOSTINI

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