The Drums :: Portamento

Die Glasgower Band meistert das schwere zweite Album fast perfekt.

Immer wieder gern thematisiert: „das schwierige zweite Album“, in diesem Fall 14 Monate nach dem Hype. Aber sie machen es einem verdammt schwer, übertrieben kritisch zu agieren, die Drums aus Brooklyn – weil sie es einem so verdammt einfach machen, die zwölf neuen Songs zu mögen. Und das, obwohl nach dem Abgang von Gitarrist Adam Kessler beileibe keine neue Ära eingeläutet oder Version 2.0 ausgerufen wird – der zappelige Pappschachtel-Sound wurde keineswegs durch bedächtige Wüstensand-Lärmereien oder ähnlich abstruse Kehrtwendungen ersetzt. Der zwischenzeitlich etwas zu omnipräsente Frontmann Jonathan Pierce hält weiter das Tempo hoch und tötet noch immer für einen eingängigen Refrain.

Noch mehr als auf ihrem letztjährigen Debüt strahlen die Einflüsse der Glasgower Postpunk-Band The Wake durch, „What You Were“, der beste Track von „Portamento“, klingt dabei wie ein vergessener New-Wave-Klassiker von 1983. Bei „Money“ hingegen, der ersten Single, dienten offensichtlich die Smiths als Inspiration. Welch Timing, welch Schachzug, zur Finanzkrise mit der Zeile „I want to buy you something, but I don’t have any money …“ aufzuwarten! Der Nummer-eins-Hit in Griechenland, Portugal und Italien: programmiert! Waren die Songs auf dem Debüt eher Schnappschüsse, so handeln die neuen, wieder selbst produzierten Tracks mehr oder weniger von der Zeit zwischen solchen Momentaufnahmen, die Texte von Pierce sind wesentlich persönlicher geworden. Selten wurde eine Trennung so fröhlich besungen wie auf „How It Ended“, selten die Feststellung „I Need A Doctor“ so verspielt getätigt. Bleibt einfach „ach-so-80er“ und so hooky, liebe Drums – wir wollen es gar nicht anders! Und: Pleitesein ist das neue Surfen. (Moshi Moshi/Cooperative) Frank Lähnemann

Beste Tracks: „Money“, „What You Were“

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