The Electric Flag – An American Band / A Long Time Comin‘ :: Zwei Alben der Band um Mike Bloomfield auf einer CD

Irgendwo unzufrieden mit seinen Rollen als Session-Ass (unter anderen für Bob Dylan) und als Star der Butterneid Blues Band, warf Mike Bloomfield irgendwann den Bettel bei der hin (immer ein gebildeter und höflicher jüdischer Junge und deswegen angeblich nur, damit Elvin Bishop bei Butterfield endlich groß als Gitarrist rauskommen könnte). Für seine „eigene“ Band hatte er hochfliegende Pläne. Soul, Blues und Rhythm & Blues mit viel Bläserbegleitung und Jazz-Akzenten zwischendurch sollte das werden. Wilson Pickett spannte er den Schlagzeuger aus, nicht zuletzt, weil er dem auch die Rolle des Sängers zudachte. Erfahrene Profis waren alle, die er engagierte, Barry Goldberg genauso wie Harvey Brooks, Nick Gravenites und die Bläser, die Larry Coryell empfohlen hatte.

Der schlaue Albert Grossman schaffte es, die Gruppe als Manager unter Vertrag zu nehmen. Der Vertrag mit Clive Davis und Columbia war da nur mehr Formsache. Grossman schaffte es aber auch, Bloomfield zu bequatschen, als erstes einen Soundtrack für den Roger-Corman-Film „The Trip“ aufzunehmen. Für Machwerke wie „Revolution“ hatten sich damals auch schon Bands wie Mother Earth, Quicksilver Messenger Service und die von Steve Miller hergegeben. Das Corman-Werk mit Peter Fonda und Dennis Hopper betrachtete der Zensor in England – angeblich ein 90 Minuten langer Werbespot für LSD – als ein so übles, dass das dort jahrzehntelang verboten blieb. Bloomfield wiederum betrachtete die Arbeit an dem Soundtrack als passende Gelegenheit, sich als Big Band ein wenig einzuspielen.

Der Titel der Debüt-LP, „A Long Time Comin“, entbehrte denn auch nicht einer gewissen Ironie, verständlich allerdings mehr für Eingeweihte. Die Sessions zogen sich monatelang hin. Die Version von Howlin‘ Wolfs „Killing Floor“ besaß sogar gewisse Pop-Qualitäten! „Over-Lovin You“ (eine Goldberg/Bloomfield-Kooperation) und die Ballade „Sittin‘ In Circles“ aus der Feder derselben waren richtige Ohrwürmer. Das reichte, um auf Platz 31 der Hitparade daheim zu kommen.

Bloomfield reichte das nicht. Zum einen der Rockstar-Rolle überdrüssig, zum anderen auf Heroin, setzte er auf eine Solo-Karriere. Aber so schnell mochte Buddy Miles das Projekt nicht aufgeben. Aber das Songmaterial, das er mit reformierter Besetzung für „An American Music Band“ aufnahm, war weitestgehend so schwach, dass die Platte gegenüber dem Debüt krass abfiel. Ab „Killing Floor“ kann man diese Anthologie durchaus wieder genießen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates