The Goo Goo Dolls – Gutterflower: Klischeehafter Emotions-Rock ohne nennenswerte Inspiration :: WEA
Ich weiß, was Sie denken, und Sie haben recht: „Gutterflower“, das neue Album von den Goo Goo Dolls, ist nicht gut. Das hat man kommen sehen. Schon 1998, als die Singles „Iris“ und „Slide“ das Trio um Gitarrist und Sänger John Rzeznik endlich in die großen Arenen geführt hatte, mochte man den larmoyanten Hymnen über die Pein der Adoleszenz nicht so recht glauben und suchte vergeblich nach ein bisschen Tiefenschärfe in all der vordergründigen Inbrunst.
Das Publikum indes, das war nun massenhaft. Wie die Kollegen von Soul Asylum, trugen die Goo Goo Dolls ihre Attitüde zu Markte und lieferten willig applaudierenden High School Kids den zum Lebensgefühl passenden Soundtrack.
Dabei hatte alles ganz anders sein sollen. Die Goo Goo Dolls blickten zum Zeitpunkt ihres größten Ruhmes schon auf ein halbes Dutzend Alben zurück, wähnten sich in etwa in der Nachfolge der Replacements und wollten bei allem Willen zum Erfolg bestimmt nicht bloß zum Dienstleister an einem schon damals viel zu jungen Publikums werden. „You’re a supermarket punk-rock television comedy“, verspottet Rzeznik in einem bitteren Moment auf „Gutterflower“ den eigenen Status. Solcher Einsicht, sollte man meinen, folgt die Besserung.
Eben die scheint am Anfang sogar einzutreten. Der Opener „Big Machine“ ist ein griffiger und ungewohnt klassisch geerdeter Rocker, der der sonst frei fliegenden Gefühligkeit die bislang schmerzlich vermisste Gravität verleiht, und auch die erste Single „Here Is Gone“, obwohl nach den bekannten Mustern gestrickt, scheint eine Spur erwachsener.
Doch all die in die Ferne mäandernden Gitarren, die voluminös pumpenden Trommeln und die herzhafte Hingabe sind nicht mehr als ein leeres Versprechen. Die Goo Goo Dolls haben auch auf ihrem siebten Album kein Konzept, um sich aus der inhaltlichen Wiederholung und emotionalen Schaumschlägerei zu befreien und verpassen die Chance, der eigenen Dramatik die überfällige neue Wendung zu verleihen. Und auch, wenn die von Bassist Robby Takac gesungenen Tracks die musikalische Vergangenheit der Goo Goo Dolls mit Wave-Flair und Post-Punk-Drive recht anschaulich in Erinnerung rufen: Was bleibt, ist wieder nur Musik für die Prom Night. Und das ist nicht genug.